Ex-Linken-Chef Lafontaine: Europäisches Geldsystem "ist verrückt geworden"
Bonn (ots)
Berlin/Bonn - 15.10.12
Scharfe Kritik am europäischen Geldsystem und dem Gebaren zahlreicher Geschäftsbanken hat der Vorsitzende der Linken-Fraktion im saarländischen Landtag und frühere Parteichef Oskar Lafontaine geübt. "Unser Geldsystem in Europa ist verrückt geworden. Die Deutsche Bank gibt gerade einmal 4 Prozent ihrer Bilanzsumme für Wirtschaftskredite aus, der Rest ist Kasino" erklärte Lafontaine in der Sendung UNTER DEN LINDEN im Fernsehsender PHOENIX (15. Oktober, 22:15 Uhr bis 23 Uhr) und fügte hinzu: "Es ist verrückt, einer Bank eine höhere Bilanzsumme als die Wirtschaftsleistung eines ganzes Volkes zu erlauben. Wir brauchen wieder solide Sparkassen statt Zockerbuden." Viele Bezieher kleiner und mittlerer Einkommen hätten inzwischen den Glauben und das Vertrauen in die Bankenwelt, aber auch in die Regulierungsmöglichkeiten des Staates verloren. Es bleibe vielen Menschen völlig unverständlich, dass sich Geschäftsbanken von der EZB Geld zu einem Zinssatz von unter einem Prozent leihen könnten, man als Bürger bei Überschreiten des Kontos jedoch einen Dispo-Zins von elf Prozent zu entrichten habe. "Die kleinen Leute sind die Leidtragenden einer solchen schamlosen Politik", war Lafontaine überzeugt.
In Deutschland habe vornehmlich im vergangenen Jahrzehnt eine immense Umverteilung von unten nach oben stattgefunden. Dies werde durch die Inflation noch verstärkt und treffe besonders Menschen mit niedrigem Einkommen und Rentner. "Die Rentenformel ist von den anderen Parteien bewusst zerstört worden. Man sollte alle neueren Rentengesetze zurücknehmen, dann ginge es den Menschen wieder besser. Wir brauchen eine solide gesetzliche Rente", so der Linken-Fraktionschef.
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