Phoenix-Programmhinweise
Mittwoch, 16. Mai 2001
Bonn (ots)
20.15 Uhr PHOENIX-Schwerpunkt: "Prostitution - Ein ganz normaler Beruf?"
In der vergangenen Woche wurde im Deutschen Bundestag ein Gesetzentwurf diskutiert, der Prostituierten in Deutschland den Zugang zur Arbeitslosen-, Kranken- und Rentenversicherung ermöglichen soll. Außerdem soll die Rechtslage dahingehend verändert werden, dass Prostituierte ihren Lohn vor Gericht einklagen können. "Förderung der Prostitution" würde danach kein Straftatbestand mehr sein und Bordellbesitzer könnten somit ihren "Angestellten" gute Arbeitsbedingungen bieten.
Die Verfasser des Gesetzentwurfs gehen davon aus, dass den Betroffenen der Ausstieg aus der Prostitution und der Einstieg in eine berufliche Umschulung erleichtert wird. Die Kritiker sehen in der Abschaffung der Sittenwidrigkeit einen Verfall der Wertvorstellungen und eine vertragliche Festschreibung zuhälterischer Ausbeutung.
Entspricht die im Gesetzentwurf angedachte Stärkung der Selbstbestimmung der Frauen der Wirklichkeit dieses Gewerbes? Welche arbeitsrechtlichen Konsequenzen hätte ein solches Gesetz? Gibt es einen gesellschaftlichen Konsens, legale Möglichkeiten zur Prostitution zu schaffen?
Diese und weitere Fragen diskutiert Martin Schulze mit Felicitas Weigmann, Besitzerin des Berliner Etablissements "Cafe Psst", Irmingard Schewe-Gerigk, Frauenpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion B'90/Grüne, Norbert Geis, Rechtspolitischer Sprecher CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wilhelm Moll, Rechtsanwalt für Arbeitsrecht, Köln.
Interessierte Zuschauer können sich über die PHOENIX Hotline 01802-8217 und per Fax 01802-8213 an der Diskussion beteiligen.
21.00 Uhr Abkassieren im Rotlicht Zuhälter, Huren und andere
"Natascha in Lack - rassige Lederdomina Virginia - vollbusige, blonde Gina, Tel.: ...", so werben "Modelle", "Clubs", oder "Läden" in einschlägigen Boulevardzeitungen um Kundschaft. Mal hat der Traum vom großen Geld die Frauen in die Prostitution einsteigen lassen, mal war es der Frust über einen schlecht bezahlten Arbeitsplatz, mal der Reiz am Verbotenen des Rotlichts und mal der Wunsch, endlich schuldenfrei zu werden.
Vera hatte keine Lust mehr, Zahnarzthelferin zu werden, wollte von zu Hause weg, denn dort war es schlimm.
Sylvia wollte sich ihr Studium verdienen, bekam aber nur schlecht bezahlte Jobs. Da sah sie in der Zeitung eine Annonce "Modelle gesucht". Später arbeitete sie in Sex-Kinos und machte Hausbesuche.
Petra war im Hotelfach, jobbte nebenher als Barfrau und stieg allmählich in die Prostitution um. Das war in Süddeutschland und sie war 18. Später arbeitete sie sich "die Republik hoch", wie sie sagt, durch Clubs und Bordelle, verdiente gut.
Der Einstieg in die Prostitution bedeutet immer auch den Einstieg in ein Doppelleben, das fängt mit dem "Künstlernamen" an, geht über die Rolle, die die Frau dem Gast gegenüber spielt weiter und hört mit der ständigen Angst, daß jemand erfährt, womit sie ihr Geld verdient, nicht auf. Das ist ein Teil des psychischen Drucks, unter dem Prostituierte ständig stehen. "Ans Aussteigen denkt man immer mal. Gerade dann, wenn es schlecht läuft oder wenn man wieder einmal ein unangenehmes Erlebnis hatte", sagen die Frauen. Dann fragen sie sich auch, wie ihre Zukunft wohl aussehen mag - wenn sie älter werden, immer weniger verdienen und keinerlei Sicherheit haben.
Denn eine private Krankenversicherung oder Altersversorgung hat kaum eine Prostituierte. Und der Beitritt in die gesetzliche Sozialversicherung und Krankenkasse ist für sie nicht möglich. Wovon soll sie leben? Sie hat weder Anspruch auf Arbeitslosenunterstützung noch auf Umschulung. Ws sagt sie einem potentiellen Arbeitgeber, wenn er fragt, was sie die letzten 15 Jahre gemacht hat? Und: Wie kommt sie in der anderen, der "soliden" Welt zurecht? Alle Freunde, alle Kontakte, das ganze alte Leben muß aufgegeben werden - wird eingetauscht gegen die ständige Angst, daß das neue Leben zerstört ist, sobald jemand vom alten erfährt. Das Doppelleben bleibt - der Druck nimmt zu. Untersuchungen belegen: Prostituierte bilden mit ca. 400.000 Frauen - nach den Verkaufsberufen und den Sozial- und Gesundheitsberufen - die drittgrößte Frauen-Berufsgruppe. In der Gesetzgebung und in der öffentlichen Moral findet diese Tatsache jedoch immer noch keinen Niederschlag. Prostituierte werden als eine Art Randgruppe gesehen. Die Freier dagegen nicht.
Petra hatte zuletzt in einem Bochumer Bordell gearbeitet. Schließlich wollte und konnte sie einfach nicht mehr. Das Geld wurde immer weniger, die Wünsche der Kunden immer extremer. Mit Unterstützung von "Madonna e.V.", der Bochumer Prostituierten-Beratungsstelle, hat sie den Ausstieg versucht und geschafft. Es war ein harter, steiniger Weg, und sie hat schwer gekämpft. Gemeinsam mit ihrem Mann betriebt sie seit einem halben Jahr eine Gaststätte. Film von Günther und Gisela Faure
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