Bürgerrechtlerin Lengsfeld (CDU): 17. Juni sollte wieder offiziell anerkannter Gedenktag werden/ Volksabstimmungen abhalten
Bonn (ots)
Bonn/Berlin, 17. Juni 2013 - Die CDU-Politikerin Vera Lengsfeld unterstützt den Vorschlag des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn, den 17. Juni wieder als Feiertag zu verankern "im Prinzip". "Ob es unbedingt ein Feiertag sein muss, da bin ich nicht so sicher. Aber auf jeden Fall wieder ein offiziell anerkannter Gedenktag", sagte die frühere DDR-Bürgerrechtlerin in der phoenix-Sendung UNTER DEN LINDEN (Ausstrahlung heute, Montag, 17. Juni 2013, 22.15 Uhr) 60 Jahre nach dem Volksaufstand in der DDR. "Denn der 17. Juni ist in den letzten Jahren so leise weinend aus den Kalendern verschwunden und wurde gar nicht mehr markiert. Das ist ganz unberechtigt, denn es ist eines der wesentlichen Ereignisse der jüngeren deutschen Geschichte. Es ist der erste Aufstand gegen die kommunistische Diktatur nach dem Zweiten Weltkrieg und es war eine Volkserhebung. Das sollten wir würdigen und auf keinen Fall vergessen."
Der Historiker Prof. Klaus Schroeder, Leiter der Forschungsstelle SED-Staat an der FU Berlin, neigt dagegen eher zum 9. November als Feier- und Gedenktag, weil der die Wechselfälle der deutschen Geschichte noch viel stärker widerspiegle. "Gleichwohl bin ich der Meinung, dass der 17. Juni unterschätzt wird in der Bedeutung, weil er im Osten verdrängt oder als faschistischer Putsch diffamiert wurde. Im Westen wurde er reduziert auf die Frage der Einheit", sagte er bei UNTER DEN LINDEN. "Diese Dimension von Freiheitsaufstand, von mehr Demokratie, von besseren Lebensumständen, das alles wurde eher vergessen oder verdrängt. Insofern haben wir jetzt erst begonnen, den 17. Juni in der eigentlichen Dimension zu sehen und er gehört zu den wenigen positiven Ereignissen der jüngsten deutschen Geschichte, nämlich als Volkserhebung für Freiheit und Demokratie."
Darüber hinaus sprach sich Lengsfeld bei phoenix für Volksabstimmungen aus. Sie spüre den wachsenden Wunsch der Leute, sich in ihre eigenen Angelegenheiten einzumischen, also mitdenken und mitbestimmen zu wollen. "Für mich ist es ein ganz klares Defizit, dass dieser wachsende Wunsch zur Mitbestimmung in der Politik noch nicht angekommen ist", sagte sie. "Das ist ein ganz klares Plädoyer zum Beispiel für Volksabstimmungen, wie wir sie in Berlin auch gerade wieder erfolgreich durchgeführt haben. Fast alle Parteien, bis auf meine leider, bekennen sich in ihrer Programmatik schon zu Volksabstimmungen. Aber keine tut etwas, um die wirklich praktischen Schritte dafür einzuleiten", kritisierte Lengsfeld.
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