Phoenix - PROGRAMMHINWEIS
Dienstag, 12. Juni 2001
Bonn (ots)
20.15 Uhr PHOENIX - Schwerpunkt: "Machtkampf in der Union - Merkel oder Stoiber?"
Schafft sie es, oder wird am Ende doch besser er die Union als Kanzlerkandidat in den Bundestagwahlkampf führen? Diese Frage wurde am Rande des kleinen Parteitages der CDU in Berlin - und nicht nur dort - diskutiert. Für die einen hat sich Angela Merkel mit ihrer Parteitagsrede als Kanzlerkandidatin neu positioniert, andere zeigen sich verunsichert, ob die Parteichefin wirklich die richtige Spitzenkandidatin ist. Hingegen werden die Erfolge des bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber zunehmend stärker herausgestellt. Sein Image ist das eines konservativen Managers. Ihm wird zur Zeit eher als Angela Merkel, die als deutlich liberaler gilt, zugetraut, gegen Bundeskanzler Gerhard Schröder anzutreten.
Doch die Union will erst Anfang 2002 die Entscheidung fällen. Solange kann Parteichefin Merkel unmissverständlich ihren Führungsanspruch formulieren und Ministerpräsident Stoiber sich zugleich, wie die "Die Zeit" schreibt, "in den natürlichen Kandidaten" verwandeln.
Wird sich die Union an ihren eigenen Zeitplan halten können, oder braucht die Partei früher eine klare Entscheidung? Wohin steuert die Union mit Angela Merkel und welche Richtung würde Edmund Stoiber vorgeben? Ist ein CSU-Kanzlerkandidat überhaupt realistisch, oder steckt der Union die Wahlniederlage von 1980 mit Franz Josef Strauß noch in den Knochen?
Diese Fragen diskutiert Martin Schulze u.a. mit Prof. Karl-Rudolf Korte, Politologe, und Jacqueline Boysen, Merkel-Biographin.
13.30 Uhr Leeres Land Sterben die Deutschen aus?
Was immer die Statistiker auch als Bevölkerungsentwicklung angeben: Eine Zahl steht ziemlich genau fest: Bis zum Jahre 2030 wird die heute in Deutschland lebende Bevölkerung um 15 Millionen und bis 2050 um 27 Millionen abnehmen. Eine Entwicklung, die nicht mehr zu ändern ist, weil die Frauen, die die Kinder gebären müssten, selbst schon nicht mehr geboren wurden. Es sei denn, wir haben eine entsprechende Einwanderung. Wenn wir die einmal außer Acht lassen, wird der Anteil der Alten über 65 Jahre von heute 19 Prozent auf über 30 Prozent anwachsen. Damit ändern sich Lebensumstände und Lebensqualität und entscheidende wirtschaftliche Bedingungen fundamental.
Ein Beispiel: Elf Stockwerke hohe Wohnsilos mit leeren Fensterhöhlen, 30 Schulen in den letzten fünf Jahren geschlossen, von 3.000 Kindergärtnerinnen mussten 1.500 entlassen werden. Keine Vision, sondern Realität in Halle an der Saale, einer Stadt, die in zehn Jahren von 310.000 Einwohnern auf 248.000 abgeschmolzen ist. Ein Ende des Schrumpfungsprozesses ist noch nicht in Sicht.
Günter Ederer zeigt in seiner Dokumentation, wie sich diese Entwicklung auf Wohnungsmarkt, Landwirtschaft, Energie, Verkehrspolitik und Arbeitsmarkt auswirken kann. Er hat sich auch in Japan umgesehen, einem Land, das in naher Zukunft noch stärker als wir unter Bevölkerungsrückgang und Überalterung leiden wird.
Film von Günter Ederer (2001)
14.15 Uhr StolzLand
70 Prozent der Deutschen sind laut einer aktuellen Emnid-Umfrage nicht (!) "stolz, Deutsche zu sein". Das höchste der Gefühle zum Land ist danach "Freude", jedem Dritten ist das Thema allerdings schlicht wurscht. Trotz dieser entspannten Emotionslage der Nation hat die CDU-Bundestagsopposition die Frage der inneren Haltung zur Heimat zu einem Kampf "Gut gegen Böse" hochdiskutiert. Sie versucht, die Regierungsmitglieder als eine Bande vaterlandsloser Gesellen zu enttarnen. Sozialdemokraten und Grüne winden sich durch die ihnen aufgezwungene Debatte um ein besonderes, mit dem Staat verbundenes Volks- und Heimatgefühl. Ein gutes Jahr vor der nächsten Bundestagswahl haben CDU und CSU offenbar "ihr" Thema gefunden: Den Stolz auf die Nation.
Der Autor hat auf einer Recherche-Reise die Nation StolzLand erkundet. Zwischen Rhein und Oder fand er Nüchterne und Begeisterte, Hochmütige und Erschrockene. "StolzLand ist eine neugierige Walk-Show zwischen Schwarzbrot und Schrebergarten, Reinheitsgebot und Dachau, Autosalon und D-Mark.
Reisebericht von Andreas Neumann und Gerhard Widmer
17.00 Uhr "Können wir stolz sein auf Deutschland?" Tacheles - Talk am roten Tisch
Die Frage klingt banal und bürgt doch reichlich Zündstoff: Dürfen wir stolz auf Deutschland sein? Richtet sich Nationalstolz automatisch gegen andere - oder ist er gerade die Grundlage für ein selbstbewusstes Leben mit Menschen anderer Nationalitäten?
Die Debatte um das unklare Selbstwertgefühl der Deutschen bricht immer wieder auf - sei es im Streit um die so genannte Leitkultur oder in den Diskussionen über Zuwanderung, Nationalstolz und den Umgang mit der deutschen Geschichte. In der Podiumsdiskussion "Tacheles" der evangelischen Kirche reden über dieses ständig aktuelle Thema: Wolfgang Schäuble, CDU-Präsidiumsmitglied, Wolf Biermann, Liedermacher, Sally Perel, Sohn jüdischer Eltern, dessen Geschichte als "Hitlerjunge Salomon" verfilmt wurde, Robert Leicht, Redakteur der "Zeit" und Mitglied im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland, sowie die Ausländerbeauftragte in Berlin-Schönefeld Emine Demirbüken.
Es moderieren: Hanna Legatis, NDR, und Pastor Jan Dieckmann vom Evangelischen Rundfunkreferat.
Wissenschaft und Umwelt 19.15 Uhr Alltagskrankheiten "Mensch, Dein Rücken!"
Rückenleiden sind die Volkskrankheit Nr. 1 in Deutschland. Jeder Dritte hat ständig Probleme mit der Wirbelsäule. Dabei sind die Hauptgründe für das Kreuz mit dem Rücken ebenso bekannt wie banal: zu wenig Bewegung, zu viel Sitzen, einseitige Belastung am Arbeitsplatz. Und wenn die Bewältigung des Alltags durch die Schmerzen unmöglich wird, geraten viele in eine Lebenskrise.
In dieser Dokumentation erzählen Männer und Frauen, die einen Bandscheibenvorfall erlitten haben, ihre Leidensgeschichte, aber auch, was ihnen und ihren Rücken gut getan hat. Film von Uta König (1999)
21.00 Uhr Häftling # 113993 Ein Deutscher in der Todeszelle
Die Hölle auf Erden - der Deutsche Dieter Riechmann durchlebt sie seit 13 Jahren. Seit dem Tag, an dem ihn ein Gericht im US-Bundesstaat Florida zum Tod auf dem elektrischen Stuhl verurteilte. Die Richter befanden Dieter Riechmann des Mordes an seiner Lebensgefährtin Kersten Kischnick schuldig. Sie wurde am 17. Oktober 1987 im Urlaubsparadies Miami erschossen. Seit diesem Tag beteuert Dieter Riechmann seine Unschuld und kämpft um sein Leben. Vor vier Jahren traf der deutsche Journalist und Filmemacher Peter F. Müller den Todeskandidaten Riechmann zum ersten Mal. Seither durchforstete er tausende Seiten von Prozessakten, befragte die ermittelnden Polizisten, ließ medizinische Gutachten prüfen und suchte Zeugen. Am Ende der jahrelangen Recherchen steht die erschütternde Erkenntnis, dass Dieter Riechmann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit unschuldig ist. Seine Version der Ereignisse, er habe sich in jener verhängnisvollen Nacht in Miami verfahren, dabei seien er und seine Lebensgefährtin in einer dunklen Seitenstraße Opfer eines bewaffneten Überfalls geworden, wird von Zeugen bestätigt. Selbst der Mann, der von sich behauptete, den tödlichen Schuss auf die deutsche Touristin abgefeuert zu haben, ist vom Autor ausfindig gemacht worden.
Auf der anderen Seite enthüllt sich eine Kette skandalöser Vorgänge bis hin zu offenkundigen Manipulationen und Täuschungen im Verlauf der Ermittlungen und des Prozesses gegen Dieter Riechmann. Abstruse wissenschaftliche Gutachten, unhaltbare Aussagen ermittelnder Beamter bis hin zu einem Kronzeugen der Anklage, dessen Aussage offenkundig gekauft wurde, werfen ein fragwürdiges Licht auf die menschenverachtenden Methoden, die im amerikanischen Justizsystem vorkommen und bisweilen auch angewendet werden. Den Beamten und Richtern ist vor allem eines wichtig, und zwar so schnell wie möglich einen Täter zu präsentieren und ihn hinter Gittern zu bringen - und dann auf den elektrischen Stuhl. In den letzten Jahren hat sich in den Vereinigten Staaten die Zahl derer dramatisch erhöht, die nachweislich zu Unrecht in die tödlichen Fänge der amerikanischen Justizmaschinerie gerieten. Der Deutsche Dieter Riechmann könnte einer von ihnen sein.
Der Film zeichnet sein Schicksal nach, präsentiert erstmals Indizien, Beweise und Aussagen, die seine Unschuld belegen, und zeigen, wie kurz der Weg sein kann: Vom Strand des Sonnenstaates in die Düsternis einer Todeszelle. Film von Peter F. Müller
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