Verheugen: Türkei als Schlüsselland in die EU einbinden
Bonn (ots)
Als eine "ganz ausschließlich geostrategische Überlegung", hat EU-Kommissar Günther Verheugen den Versuch bezeichnet, die Türkei an die Europäische Union heranzuführen. In der PHOENIX-Sendung "Europagespräche auf dem Petersberg" sagte Verheugen, es gehe um die "Notwendigkeit, dieses Schlüsselland (...) fest im Lager der westlichen Demokratien zu haben".
Die 15 Staats- und Regierungschefs in der EU seien der Auffassung, dies sei am besten dadurch zu gewährleisten, "dass die Türkei eine stabile Demokratie, ein verlässlicher Rechtsstaat wird, ein Staat, der die Menschenrechte achtet und Minderheiten schützt". Den enormen Reformprozess, der von der Türkei verlangt werde, bekomme man nur hin, "wenn der Türkei eine verlässliche europäische Perspektive geboten wird." Europa brauche die Türkei wahrscheinlich genauso dringend, wie die Türkei Europa brauche - "nicht nur weil die Türkei für die militärische Sicherheit Europas so wichtig ist", so Verheugen.
Der EU-Kommissar warnte zudem davor, den innereuropäischen Streit über eine Beteiligung an einem Irak-Krieg mit der EU-Beitrittsfrage zu vermengen: "Wir sollten die aktuelle Krise im Mittleren Osten und die langfristige europäische Perspektive der Türkei wirklich auseinander halten."
Über den Reformprozess in den EU-Beitrittsländern sagte Verheugen: "Es ist eine der größten Erfolgsgeschichten der letzten Hundert Jahre, wie aus Ländern, die Jahrzehnte lang unterdrückt waren, innerhalb weniger Jahre lebendige Demokratien werden, die sich sogar das Recht nehmen, eigene Meinungen zu haben und diese auch zu äußern." Westeuropa müsse zudem begreifen, dass "die Völker Mittel- und Osteuropas eine ganz andere emotionale Bindung zu den Vereinigten Staaten verspüren als wir. Das hängt einfach damit zusammen, dass sie fest davon überzeugt sind, dass es die Amerikaner waren, die das Sowjetimperium zum Einsturz gebracht haben."
PHOENIX zeigt die Sendung "Europagespräche auf dem Petersberg" mit EU-Kommissar Günther Verheugen am Mittwoch, 26. Februar 2003, um 17 Uhr.
Rückfragen: PHOENIX-Kommunikation Ingo Firley, Tel: 0228/9584-193, Fax: 0228/9584-198
Original-Content von: PHOENIX, übermittelt durch news aktuell