PHOENIX Mittwoch, 2. November 2005, 17. 00 Uhr Tacheles Talk am roten Tisch
Bonn (ots)
PROGRAMMHINWEIS
Mittwoch, 2. November 2005, 17. 00 Uhr
Tacheles Talk am roten Tisch Sterben à la carte: Patientenverfügung - Fluch oder Segen? Mit Dr. Hermann Barth, Vizepräsident der Evangelischen Kirche in Deutschland, Prof. Dr. Dr. Klaus Dörner, Psychiater und Soziologe, Dr. Peer Juhnke, Arzt und betroffener Angehöriger, Walter Ullmer, Computerfachmann und betroffener Angehöriger und Anderen. Der Name Terri Schiavo ging um die Welt. Die Bilder der jungen Amerikanerin, die 15 Jahre lang im Wachkoma lag und künstlich ernährt wurde, lösten bei vielen Menschen Angst vor der modernen Medizin aus. Wollte Terri Schiavo leben oder sterben? Weder die Ärzte noch die Familie konnten ihren Willen erahnen. In Deutschland entfachte der Fall eine Diskussion über die Notwendigkeit von Patientenverfügungen. Die Evangelische Kirche in Deutschland hat bereits ein christliches Konzept vorgelegt, eine gesetzliche Regelung ist angedacht. Doch Gesetze können den Menschen die Unsicherheit nicht nehmen, meinen Kritiker. Sind Patien-tenverfügungen tatsächlich der Schritt in die richtige Richtung für ein würdevolles Leben und Sterben? Walter Ullmer pflegt seit 14 Jahren seine im Wachkoma liegende Ehefrau. Er fürch-tet, dass Patientenverfügungen dazu führen, dass lebenserhaltende Maßnahmen einge-stellt werden, obwohl das Sterben noch nicht begonnen hat. "Ich kann und will nicht über mein Leben oder das Leben Anderer verfügen, weil ich nicht bestimmen will, ob ein Leben lebenswert ist." Jeder solle sich bewusst zu Lebzeiten damit auseinandersetzen, wie er sterben und wie er nicht sterben will, sagt Meta Janssen-Kucz, Mutter eines verstorbenen jungen Mädchens und Landtagsabgeordnete der Grünen. "Eine gesetzliche Regelung, die indi-viduell abgestimmt ist, entlastet die Angehörigen." Der EKD-Vizepräsident Hermann Barth ist Mitglied im Nationalen Ethikrat. Er spricht sich für eine gesetzliche Regelung aus: "Menschen sollen in Zeiten, in denen es ihnen noch gut geht, Entscheidungen für schlechtere Zeiten treffen können und die Sicherheit haben, dass der persönliche Wille umgesetzt wird." Der Psychiater Klaus Dörner kritisiert Patientenverfügungen. Heute könnten z. B. 95 Prozent aller schweren Schmerzzustände so zufrieden stellend behandelt werden, dass die Betroffenen keineswegs "dahindämmern" müssten. Ein vorab erklärter Therapiever-zicht missachte die Würde aller Beteiligten. Der Arzt Peer Juhnke war durch den Familienstreit nach dem Tod seines Vaters Ha-rald Juhnke persönlich betroffen. Er appelliert an alle, eine Patientenverfügung zu hinter-lassen. "Jeder Mensch soll bei klarem Verstand festlegen, wer sich um einen kümmern soll, wenn man selbst nicht mehr entscheiden kann." Es moderieren Hanna Legatis (NDR) und Pastor Jan Dieckmann (Ev. Radio- und Fern-sehkirche im NDR). Wiederholungen: Samstag, 5. November, 22.15 Uhr, Sonntag, 6. November, 17.00 Uhr.
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