Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Bericht der Missbrauchsbeauftragten Respekt SANDRA SPIEKER
Bielefeld (ots)
Ein Schrank voller grausamer Schicksale. Dass er so voll werden würde, hätte Christine Bergmann wohl selbst nicht gedacht. In ihm stapeln sich die Dokumentationen der rund 15.000 Anrufe, Briefe und E-Mails, die die ehemalige Bundesfamilienministerin ein Jahr lang ausgewertet hat. Es sind Berichte von Menschen, die durch die Hölle gingen. Besonders bezeichnend ist: Der jüngste der Anrufer war erst acht Jahre alt, und die Mehrheit hat zum ersten Mal über ihr Schicksal gesprochen. Deshalb verdient nicht nur die Arbeit Bergmanns an sich, sondern auch ihr Abschlussbericht Respekt. Den betroffenen Institutionen, darunter die katholische Kirche, dürften ihre Forderungen nicht gefallen. Zu lange hat die Politik das Thema Entschädigungen ausgeklammert. Nun ist sie in Zugzwang: Die Vorschläge für den Ausbau der Therapieangebote sind längst überfällig, der Sparkurs der Kommunen ist nicht hinnehmbar. Die Arbeit mit Opfern von Gewalt darf keine freiwillige Aufgabe sein, sie ist eine gesellschaftliche Verpflichtung. Die Einrichtung der Missbrauchsbeauftragten-Stelle war nur ein Anfang. Jetzt ist es Zeit zu handeln.
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