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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Rupert Murdoch vor dem britischen Parlament Kaiser ohne Kleider JOCHEN WITTMANN

Bielefeld (ots)

Für die Abgeordneten des britischen Unterhauses ist es wie im Märchen. Plötzlich sehen sie: Der Kaiser hat keine Kleider an. Rupert Murdoch, der Mann, dessen Zeitungen sie alle fürchteten, musste vor ihnen erscheinen und brav Rede und Antwort stehen. Jetzt ist es Murdoch, der Angst haben muss. Tatsächlich lag die Bedeutung des Murdoch-Auftritts mehr in seiner Symbolik als in dem, was der News-Corp-Chef zu sagen hatte: Ausflüchte, ein halbherziges "Sorry" und vor allem die Weigerung, Verantwortung für den Skandal zu tragen. Aber dass Murdoch überhaupt ausgesagt hat, zeigt, dass sich die Balance der Macht geändert hat. Er wird fortan kleine Brötchen backen. Es wird sich viel verändern in Großbritannien nach der Abhöraffäre. Sicher ist, dass es zwischen Presse und Politik "schmusige Beziehungen", wie es Premierminister David Cameron ausdrückte, nicht mehr geben kann. Auch die Polizei wird nach den Rücktritten der Scotland-Yard-Chefs in Zukunft auf größere Distanz zu den Medien gehen müssen. Ob sich der an Skandal-Schlagzeilen orientierte britische Journalismus ändern wird? Schön wäre es. Der öffentliche Appetit auf saftige Enthüllungen wird wohl auch in Zukunft nicht abnehmen - daran ändert ein Mediengesetz nichts.

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