Neue Westfälische (Bielefeld): Kurssturz an den Börsen Schneller werden STEFAN SCHELP
Bielefeld (ots)
So ist die Welt. Irgendwer muss doch die Schuld haben. In diesem Fall eben Manuel Barroso. Der hatte sich am Donnerstag in einem Brief an die EU-Regierungschefs zum Hinweis hinreißen lassen, der Rettungsschirm für klamme Euro-Staaten müsse möglicherweise ausgeweitet werden. Ganz klar: Diese Aussage muss die Börsen ja auf Talfahrt schicken. Oder? Zu blöd, dass die Welt so einfach eben doch nicht ist. Die Börsen waren schon vorher ins Rutschen geraten - wenn auch, zugegebenermaßen - nicht so nachhaltig, wie dann am "schwarzen Freitag". Und Manuel Barroso ha lediglich ausgesprochen, was Experten und solche, die sich dafür halten, schon viel früher angekündigt hatten: Möglicherweise ist der gerade erst ausgeweitete Rettungsschirm eben wirklich noch immer nicht ausreichend ausgestattet. Hätte er diese Einschätzung verschwiegen, würden ihm dieselben, die jetzt über ihn herfallen, dies als Unterlassungssünde ankreiden. Viel gravierender ist ohnehin die Erkenntnis, dass die Euro-Länder, aber genauso die Vereinigten Staaten, viel zu lange brauchen, sich gegen die Schockwellen zu stemmen, die von den internationalen Finanzmärkten ausgehen. Die EU-Behörden basteln noch immer an den Ausführungsbestimmungen für die erweiterte Griechenland-Stütze. Das muss viel schneller gehen,wenn die Europäische Union nicht immer wieder aufs Neue als Getriebene dastehen will. Mit Bangen sehen Politiker, Unternehmer und Verbraucher heute auf die Reaktion der Börsen. Nur die unverbesserlichen Optimisten gehen davon aus, dass wir am Freitag lediglich ein heftiges Sommergewitter erlebt haben. Zu befürchten steht, dass dies die ersten Ausläufer eines gigantischen Schlechtwettergebiets waren. Und dass die Jagd auf vermeintlich Schuldige immer neue Blüten treiben wird.
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