Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Kramp-Karrenbauer fällt durch im ersten Wahlgang Unberechenbar ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN
Bielefeld (ots)
Jeder Abgeordnete hat die Chance, sich in geheimer Wahl zu verweigern. Die Ex- SPD-Ministerpräsidentin Heide Simonis kann davon ein Lied singen. Anders als bei der CDU-Frau Annegret Kramp-Karrenbauer gab es für die Sozialdemokratin kein Happy End. Auch im vierten Wahlgang fiel sie durch. Noch heute fahnden einige nach dem "Heide-Mörder". Spekulieren lässt sich auch vortrefflich darüber, wer Annegret Kramp-Karrenbauer im ersten Wahlgang stolpern ließ. In der Jamaikakoalition im Saarland ist die Auswahl groß: Es kommen Abgeordnete aus drei Fraktionen in Frage. Dass die Freidemokraten die grüne Ausrichtung der Regierungsarbeit stört, ist kein Geheimnis. Denkbar wäre es, dass die Liberalen aus Frust darüber eine Art Warnschuss abgeben wollten. Die Grünen mögen zwar grundsätzlich eher zu Rot-Grün tendieren und deshalb einen Heiko Maas als SPD-Landesvater reizvoll finden. Aber bisher waren vor allem die Grünen mit dem Dreierbündnis in Saarbrücken vollauf zufrieden. Plausibler erscheint, dass die Abweichler aus den christdemokratischen Reihen kommen. Annegret Kramp-Karrenbauer ist eine selbstbewusste Querdenkerin. Sie wirbt für den gesetzlichen Mindestlohn und tritt für eine moderne Frauenpolitik ein. Erwartet wird zudem, dass sie sich auf CDU-Bundesebene stärker zu Wort meldet als ihr Vorgänger. Diese Aussicht trifft vielleicht auf Ängs-te bei manchen Christdemokraten, die sich um den konservativen Markenkern ihrer Partei Sorgen machen. Eventuell ist es auch ein indirektes Frust-Signal an CDU-Chefin Angela Merkel nach Berlin. Auf jeden Fall aber zeigt die Panne, dass das Jamaikabündnis eine zerbrechliche und unberechenbare Verbindung darstellt. Da ist offenbar auch nach zwei Jahren noch nicht zusammengewachsen, was eigentlich zusammengehören sollte.
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