Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Wikileaks Ein Skandal CARSTEN HEIL
Bielefeld (ots)
Es war sehr zu begrüßen, dass die Internet-Plattform Wikileaks in den vergangenen Monaten für ungefilterte Informationen, Durchsichtigkeit von Entscheidungsprozessen und Abläufen sowie für die Veröffentlichung von Vorgängen der Diplomatie gesorgt hat. Transparenz gehört zum Wesen der Demokratie. Wer sich ein Bild machen und entscheiden will, muss informiert sein. Wenn die Wikileaks-Verantwortlichen nun aber alle Hemmungen fallen lassen, schaden sie ihrem ursprünglichen Ansinnen mehr, als sie nutzen. Die Namen der Informanten gleich mit ins Netz zu stellen, nur weil es zuvor schon ein unverantwortlicher Journalist getan hat, ist ein Skandal. Im schlimmsten Fall werden die Informanten, die oft aus lauteren Motiven gehandelt haben, dadurch ans Messer geliefert oder ihren Folterknechten zugeführt. Damit ist die Freiheit der Information gefährdet. Und wo die Freiheit der Information gefährdet ist, gerät jegliche Freiheit in Gefahr. Schon fordert der CDU-Politiker Siegfried Kauder, Geheimnisverrat schärfer zu bestrafen.Wie sollen dann Missstände noch aufgedeckt werden? Auch seriös arbeitende Journalisten und Rechercheure sind auf Insiderinformationen angewiesen. Statt den Geheimnisverrat schärfer zu bestrafen, sind besser diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die Informanten verraten.
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