Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Denkmal für Martin Luther King Wunder statt Traum DIRK HAUTKAPP, WASHINGTON
Bielefeld (ots)
John Lewis, Urgestein der schwarzen Bürgerrechtsbewegung, brachte es auf den Punkt. Auf die Frage, ob die Wahl Barack Obamas die Erfüllung all dessen sei, was sich Martin Luther King einst ersehnt hatte, sagte der demokratische Kongressabgeordnete: "Nein, Obama ist nur die Anzahlung." Dieses gemischte Gefühl trifft am historischen Tag der Denkmaleinweihung für den 1968 erschossenen Friedensnobelpreisträger in Washington die Gemütslage der Mehrheit der schwarzen Bevölkerung in den USA. Kings Trachten nach Chancengleichheit und Überwindung aller Rassenschranken ist aktueller denn je. Von gleichen Lebensbedingungen zwischen Schwarzen und Weißen kann nicht die Rede sein. Ein Blick in aussagekräftige Statistiken - Arbeitslosigkeit, Armut, Justizvollzugsanstalten, Bildungsabschlüsse, Säuglingssterblichkeit, um nur einige zu nennen - belegt, dass der Anteil der Schwarzen überproportional hoch ist. "Yes we can"-Pathos reicht nicht mehr aus. Obamas Dilemma - er steckt im Umfragetief, und die alles blockierenden Republikaner gönnen ihm nicht den kleinsten Erfolg - wird immer größer. Für eine zweite Amtszeit braucht der Hoffnungsträger mehr als, um mit King zu sprechen, nur einen kühnen "Traum". Er braucht ein kleines Wunder.
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