Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Die USA und der Abzug aus dem Irak Riskantes Unterfangen DIRK HAUTKAPP, WASHINGTON
Bielefeld (ots)
Es war nie sein Krieg. Er hat ihn von George W. Bush geerbt, der ihn herbeilügen ließ. Jetzt muss der politische Nachlass verwaltet werden. Fast 4.500 tote US-Soldaten. Mehr als 30.000 Verletzte. Kosten von 1.000 Milliarden Dollar. Der Despot Saddam Hussein Geschichte. Aber kein Frieden, keine Stabilität, keine tief genug wurzelnde Demokratie. Die Bilanz nach acht Jahren Irakkrieg ist so niederschmetternd, dass in Fort Bragg kein Gefühl der Befreiung aufkommen konnte, als Präsident Barack Obama der heimkehrenden Truppe feierlich Respekt und Dank bezeugte. Nicht zuletzt der um Amt und Ansehen kämpfende "Commander in Chief" weiß, dass der Komplettrückzug aller US-Truppen bis Silvester ein riskantes Unterfangen darstellt. Sicher, innenpolitisch befriedet Obama eine kriegsmüde Heimatfront. Das ist Platzpatronen-Munition für den Präsidentenwahlkampf 2012. Außenpolitisch kann der Abzug aber das Startsignal zu neuen Verwerfungen ungekannter Art in einer hochlabilen Region sein. Iraks Ministerpräsident Al Maliki ist ein Ministerpräsident von Teherans Gnaden. Die mit 16.000 Mitarbeitern größte US-Botschaft außerhalb Amerikas ändert daran nichts. Sie bleibt aber in Bagdad. Vielleicht braucht man sie noch mal als Brückenkopf.
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