Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Viertelfinalpartie Deutschland gegen Griechenland Nur ein Spiel ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN
Bielefeld (ots)
Für manche griechische Medien scheint die Sache sonnenklar zu sein: Am Freitag geht es bei der Fußballbegegnung darum, den "deutschen Panzer" aufzuhalten. Unterdrückte kämpfen um ihre Ehre und wollen nicht nur das gegnerische Team, sondern auch die "grausame Sparkanzlerin" besiegen. Nicht erst seit dem Fußballkrieg zwischen Honduras und El Salvador von 1969 weiß man, dass die Balltreterei von politisch martialischer Bedeutung überlagert werden kann. Deshalb lohnt es sich, noch einmal daran zu erinnern: Es geht wirklich nur um Fußball. Nationale Überheblichkeit ist immer ein Übel, egal von wem sie ausgeht, von Deutschland ("In Europa wird deutsch gesprochen") oder von anderen Nationen. Am Freitagabend gibt es ein Spiel, und da lautet die Losung: Möge der Bessere gewinnen. Selbst wenn Griechenland gewinnen sollte, werden die Probleme für das südeuropäische Land nicht aufhören. Und diese Probleme haben nicht in erster Linie mit Deutschland oder Brüssel oder wem auch immer zu tun. Griechenland ist nicht Opfer finsterer Mächte. Es ist ein Land, das sich dringend reformieren muss. IWF-Chefin Christine Lagarde hat kürzlich darauf hingewiesen, dass viel gewonnen wäre, wenn in Hellas ihre Steuern bezahlten. Ihre Bemerkung wurde teilweise als Beleidigung abgetan, falsch lag sie damit aber nicht. Und noch immer sind viele Berufe geradezu zunftmäßig abgeschottet, und noch immer gehen die Privatisierungen nur schleppend voran. Es gibt auch andere Länder, die sich in kurzer Zeit modernisieren mussten - nach einer brutalen Durststrecke sind zum Beispiel die baltischen Länder, vor allem Estland, nun wieder auf dem aufsteigenden Ast. Auch Griechenland kann es schaffen und sollte unbedingt im Euroraum bleiben. Aber die große Anstrengung kann dem Land niemand abnehmen.
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