Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Neuer Verdacht auf manipulierte Organspenden-Verteilung Vertrauen behalten LENNART KRAUSE
Bielefeld (ots)
Es gibt keine faire Entscheidung über Leben und Tod. Jedes Organ, das vielleicht einem Menschen das Leben rettet, hätte auch einem anderen helfen können. Unumstritten wird das Vergabeverfahren bei Organspenden also vermutlich nie sein. Dennoch muss feststehen, dass Geld nie über eine zweite Lebenschance entscheiden darf. Das unterscheidet bisher auch die neuen Vorwürfe, dass beim beschleunigten Vergabeverfahren getrickst werde, von denen zum Göttinger Fall. Solange nicht belegt ist, dass Geld Ärzte dazu verleitet, Organe "kränker" zu machen, gilt auch für Mediziner die Unschuldsvermutung. Sogar noch mehr: Es kann auch gut sein, dass Ärzte tricksen, um Organe in ihrer Klinik zu behalten, damit sie ihren Patienten helfen können. Das mag objektiv gesehen nicht korrekt sein, menschlich wäre es aber mehr als verständlich. Denn, das muss jedem Kritiker klar sein, es gibt wohl keine schwerere Aufgabe, als tagtäglich für todkranke Menschen zu sorgen. Gemessen daran läuft sehr viel richtig in unserem Gesundheitssystem. Und der absolute Großteil der Ärzte verdient unseren Respekt und unser Vertrauen.
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