Neue Westfälische (Bielefeld): Ägypten vor der Volksabstimmung Höchste Gefahr CARSTEN HEIL
Bielefeld (ots)
Wenn das Schicksal einer Demokratie in die Hände von Militärs gelegt wird, ist das immer vom Übel. Besonders gefährlich ist es in Ägypten. Denn der Militärapparat versteht nicht nur nichts von Demokratie, er will sie nicht. Zu gut haben die Generäle in der Mubarak-Zeit gelebt, als dass sie nun als Schutzpatron für das Volk und die demokratische Bewegung in dem Staat am Nil auftreten könnten. Wenn Präsident Mohammed Mursi sie jetzt mit Polizeigewalt ausstattet, ist der Demokratisierungsprozess in höchster Gefahr; Willkür und gegenseitige Vorwürfe werden zunehmen. Es zeigt, wohin Muslim-Bruder Mursi sein Land gesteuert hat. Die Hoffnung schwindet. Dennoch: Jede Revolution bringt ihre Probleme mit sich. Es war nicht zu erwarten, dass in Kairo nach Jahrhunderten der Despotie mal eben demokratische Verhältnisse einziehen, wie sie in Westeuropa üblich sind. Dort hat es auch viele Jahrzehnte und länger gedauert, bis aus Feudalherrschaft Demokratie wurde. Die Volksabstimmung über die neue Verfassung sollte verschoben und ein Diskussionsprozess organisiert werden. So übt man Demokratie.
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