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Neue Westfälische (Bielefeld): Italien nach dem Rücktritt Montis Das Experiment des Reformators JULIUS MÜLLER-MEININGEN, ROM

Bielefeld (ots)

Italiens Wähler sind verwirrt. Der zuverlässige, aber beim Volk zuletzt immer unbeliebtere Mario Monti gibt dem Land eine Agenda vor, die nach seiner Meinung von der nächsten Regierung zu befolgen ist. Aber wenn stimmt, was der italienische Noch-Premier behauptet hat, dann finden die Italiener seinen Namen nicht auf dem Abstimmungszettel bei den Parlamentswahlen Ende Februar. Wie sollen sie der unbequemen Seriosität ihre Stimme geben, wenn diese keinen wählbaren Namen hat? Montis jüngster Schachzug ist ein reizvolles und für die italienische Parteipolitik gänzlich ungewöhnliches Experiment. Statt wie bislang üblich alles auf den Namen zu setzen, provoziert der Wirtschaftsprofessor mit Inhalten. Wachstum, EU, Einsparungen, Arbeit und Justiz sind die Pfeiler seiner Agenda. Monti wirbt nicht um Stimmen, sondern für weitere notwendige Reformen, zu der sich die seine Regierung tragende Mehrheit nicht durchringen wollte. Die Protagonisten des italienischen Politikbetriebs, die seit den Zeiten Silvio Berlusconis einen populistischen Wettbewerb von Gesichtern und Gemeinplätzen gewohnt sind, fühlen sich betrogen. Doch Monti weiß, dass seine Ideen Italien weiter aus der Krise führen und Berlusconi in die politische Bedeutungslosigkeit zwingen können.

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