Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: SPD und Grüne fordern Entlassung von Eckart von Klaeden Im Glashaus ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN
Bielefeld (ots)
In Wahlkampfzeiten geht es darum, den politischen Gegner möglichst schäbig aussehen zu lassen. Erstaunlich wie oft Politiker hier den mahnenden Zeigefinger erheben und austeilen, obwohl die eigene Partei mitten im Glashaus sitzt. SPD und Grüne fordern die Bundeskanzlerin auf, sofort Staatsminister Eckart von Klaeden (CDU) zu entlassen, weil dieser die Politik verlässt und Ende des Jahres in die freie Wirtschaft, zu Daimler, wechselt. Wer ein Regierungsamt habe, dürfe nicht Arbeitsverträge aus der Industrie unterschreiben tönt es vor allem aus der SPD. Da muss auch akuter Gedächtnisschwund am Werk sein. Denn in früheren Zeiten, als die SPD noch mit den Grünen regierten, gab es ebenfalls fliegende Seitenwechsel, ganz ohne Scheu oder eine Einhaltung von Karenzzeiten. Erinnert sei an den Wirtschafts-Staatssekretär Alfred Tacke (SPD), der sich mit Energiefragen beschäftigte und 2004 plötzlich Vorstandschef beim Stromversorger Steag wurde. Auch der parlamentarische Staatssekretär Rezzo Schlauch (Grüne) landete 2005 bei einem Energiekonzern. Und dass Gerhard Schröder nach dem Ausscheiden aus dem Kanzleramt für die russische Gazprom tätig wurde, schlug lange Zeit hohe Wellen. Sich jetzt bei Eckart von Klaeden als Moralapostel aufzuspielen, wirkt alles andere als glaubwürdig.
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