Neue Westfälische (Bielefeld): Mehr Waffen für die Bundeswehr¶ Kämpfen auf Pump¶ Dirk-Ulrich Brüggemann
Bielefeld (ots)
Da legt doch der neue Wehrbeauftragte kurz nach seinem Amtsantritt auch gleich den Finger in die Wunde. Hans-Peter Bartels sieht die Bundeswehr nicht ausreichend gerüstet für den gemeinsamen Auftrag mit den anderen NATO-Staaten. Die erste Übung der neuen schnellen Eingreiftruppe, an der auch die Bundeswehr beteiligt ist, hat es in Polen auf dem Truppenübungsplatz an den Tag gebracht: Die Soldaten haben quer die Bundesrepublik telefonieren müssen, um sich ihre Fahrzeuge vom Kampfpanzer Leopard bis zum Transportpanzer Boxer auszuleihen. Einheiten, die gerade nicht auf einem Übungsplatz ihre Kenntnisse auffrischen, mussten ihr einsatzfähiges Material der Speerspitze freundlicherweise überlassen. Für die Verteidigungsministerin ist dieser Sachverhalt nicht neu. Denn diesen hat sie bereits von ihrem Amtsvorgänger übernommen. Hilfe wurde in der Armee schon immer großgeschrieben. Mit der Art der Mangelverwaltung leben die Soldaten schon eine Weile, und sie haben eine gewisse Routine im Verleihgeschäft: "Ich bräuchte da mal einen Kampfpanzer plus Zubehör. Und einsatzfähig. Wann darf ich den abholen?" Und unter Kameraden ist es üblich, den anderen nicht hängenzulassen. Der neue Wehrbeauftragte möchte die Mangelverwaltung mit Blick auf die geänderte Sicherheitslage am liebsten schnell beenden. Die Spannungen zwischen NATO und Russland sowie die Krisenherde Ostukraine, Irak, Syrien und Afghanistan spielen ihm in die Hände. Die Politiker sind gefordert, heute und jetzt nachzusteuern. Entweder werden die notwendigen Waffensysteme in ausreichender Stückzahl und passender Reserve geordert, oder bereits eingeführte und bewährte Systeme müssen länger benutzt und modernisiert werden. Bartels sieht das sogenannte Verfügbarkeitsmanagement der Bundeswehr mit sehr kritischen Augen. Er vertritt die Auffassung, dass 70 Prozent Ausrüstung auf keinen Fall ausreichen, um einen Auftrag im nordatlantischen Bündnis wirklich ernsthaft erfüllen zu können. Für ihn gibt es nur einen Weg: Es müssen 100 Prozent des Strukturbedarfs auch wirklich verfügbar sein. Recht hat er.
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