Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Rauchverbot in Autos zum Schutz Minderjähriger Verantwortungslose Eltern Peter von Kageneck
Bielefeld (ots)
Man mag meinen, dass mittlerweile alle - insbesondere Eltern - verstanden haben, wie schädlich das Rauchen ist. Nicht nur für sie, sondern unfreiwillig auch für die Menschen in ihrer Umgebung. Schaut man hingegen auf die Zahlen oder spricht mit Medizinern, kann man nur den Kopf schütteln. Laut Krebsforschungszentrum sterben jährlich etwa 2.150 Menschen an einer durch Passivrauchen verursachten Erkrankung der Herzkranzgefäße, und mehr als 770 Nichtraucher erliegen einem passivrauchbedingtem Schlaganfall. Eine Stunde, die Kinder Zigarettenrauch in einem Auto ausgesetzt sind, entspricht einer selbst gerauchten Zigarette. Kinder- und Jugendarzt Eckard Hamelmann spricht von "Kindeswohlgefährdung", wenn er von den vielen Kindern berichtet, die er infolge des Passivrauchens behandeln muss. Kritiker wie der Deutsche Zigarettenverband ordnen den Vorstoß von Marlene Mortler als Verbotsrausch ein. Eltern könnten die Gefahren des Rauchens selbst gut einschätzen und würden deshalb ihre Kinder nicht dem Tabakrauch aussetzen, erklärt Verbandsgeschäftsführer Jan Mücke. Diese Aussage klingt fast zynisch angesichts der medizinischen Zahlen und Erfahrungsberichte. Die Zigarettenindustrie sollte sich aus den moralischen Fragestellungen heraushalten. Zweifellos wäre es eine elegantere Lösung, wenn Raucher aus ihrer eigenen Motivation heraus all die notwendige Rücksicht aufbrächten, die ihre Umgebung und insbesondere Minderjährige verdienen. Doch wo Vertrauen ins Leere läuft, sind Regeln gefragt. Auch wenn ein Rauchverbot in Autos erstmals in den privaten Raum der Betroffenen eingreifen würde: Es ist richtig. Denn der Schutz von Kindern und Jugendlichen wiegt definitiv schwerer als das Freiheitsrecht der Raucher. Und wenn die Kinder an der Schule abgesetzt sind, könnten Mama und Papa auf dem Rückweg ja wieder wie gewohnt zur Schachtel greifen.
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