Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar VW-Affäre Des Dramas nächster Akt Wolfgang Mulke, Berlin
Bielefeld (ots)
Mitunter fragt man sich, ob der Diesel-Skandal seinem Ende entgegensieht oder erst richtig losgeht. Anscheinend ist letzteres der Fall. Der nächste Akt im Drama VW ist eine Schlammschlacht zwischen dem früheren Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch und den wohl heute mächtigsten Männern im Konzern. Die leichte Frage ist, wer wann was gewusst hat. Die Antwort ist weitaus schwieriger, könnte aber eine bisher noch kaum vorstellbare Ausweitung des Schmierenstückes nach sich ziehen. Angeblich hat Piëch schon frühzeitig von den Manipulationsvorwürfen bei der Abgastechnik von VW gewusst und die vier mächtigsten Kontrolleure bei VW darüber informiert. Das Quartett, einschließlich Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, will davon nichts wissen. Bleibt es bei dieser Konstellation ist klar, dass auf einer Seite gelogen wird. Wenn Piëch schon im Februar 2015 von der Betrugssoftware wusste, warum hat er nicht durchgegriffen? Es ist unwahrscheinlich, dass dem technisch höchst versierten Sproß des Porsche-Clans die Brisanz so einer Entdeckung entgangen wäre. Die Kenntnis des Betrugs jetzt einzugestehen, wenn er das tatsächlich so getan hat, wie es viele Medien berichten, belastet Piëch womöglich selbst so schwer, dass VW eine Schadenersatzklage anstrengen könnte. Eng wird es auf jeden Fall für Ex-Vorstandschef Martin Winterkorn. Denn auch die Staatsanwaltschaft hat mittlerweile genügend Anhaltspunkte dafür, dass der Manager schon Monate früher als zugegeben Bescheid wusste. Der Zeitpunkt ist wichtig, weil Aktionäre bei einer verzögerten Information über so wichtige Fakten den Konzern für erlittene Verluste haftbar machen wollen. Noch unbehaglicher ist die Vorstellung, dass die Vorwürfe an den amtierenden Aufsichtsrat zutreffen. Dann erlebt der Skandal auch ein politisches Beben, denn Weil würde sich dann kaum im Amt halten können. Unterdessen wächst der Schaden für den Konzern immer weiter. Von der versprochenen Aufklärung ist der Fall VW noch weit entfernt.
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