Welthungerhilfe: Zwei Jahre nach Tsunami Lage in den Ländern sehr unterschiedlich
Bonn (ots)
19.12.2006 Fast zwei Jahre nach dem Tsunami vom 26. Dezember 2004 sind die Wiederaufarbeiten in den vier am stärksten betroffenen Ländern sehr unterschiedlich verlaufen. "Unsere Arbeit wurde und wird sehr stark von den jeweiligen Rahmenbedingungen bestimmt", erklärt Hans-Joachim Preuß, Generalsekretär der Deutschen Welthungerhilfe.
Dies gelte insbesondere für die Gebiete in Sri Lanka und in der indonesischen Provinz Aceh. "Der Friedensprozess in Aceh und der Friedensvertrag vom 14. August 2005 waren dort sehr hilfreich für die Überlebenden und den Wiederaufbau. In Sri Lanka dagegen müssen wir uns seit Monaten mit einer ständigen Verschlechterung der Situation auseinandersetzen", so Preuß.
Die Projekte in Thailand wiederum werden zum Jahreswechsel abge-schlossen sein. Ein höherer Entwicklungsstandard sowie die geringeren Schäden haben dort die Arbeit erleichtert. Im Süden Indiens wird die Welthungerhilfe das Wiederaufbauprogramm mit langfristigen Entwicklungsmaßnahmen verknüpfen. Unter dem Motto "Hilfe aus einer Hand" führt die Welthungerhilfe hier Programme zur Armutsbekämpfung und zum Katastrophenschutz durch.
Insgesamt habe man mit den rund 46,5 Millionen Euro, die nach dem Tsunami eingegangen waren, nach zwei Jahren Arbeit bereits sehr viel erreichen können. Nach der akuten Nothilfe wurden Übergangshäuser, einkommensschaffende Maßnahmen, Schulen sowie permanente Wohnhäuser finanziert.
Zur Lage in Indien. Trotz massiver Schäden und vielen Betroffenen sind die Arbeiten in den Projektgebieten im Süden Indiens bereits soweit voran geschritten, dass die Welthungerhilfe vom Wiederaufbau zur langfristigen Entwicklung und Armutsreduzierung übergehen konnte. Arbeitsschwerpunkte im Bundesstaat Tamil Nadu sind einkommensschaffende Maßnahmen, Bildung, Stärkung der Zivilgesellschaft, Kinder- und Jugendarbeit sowie Katastrophenschutz. Dank langjährigem Engagement der Welthungerhilfe vor Ort bestehen sehr gute Beziehungen den zu lokalen Partnerorganisationen. Das Tsunami-Programm beläuft sich auf ca. acht Millionen Euro.
Zur Lage in Sri Lanka. Der Friedensvertrag von 2002 besteht seit einem Jahr faktisch nur noch auf dem Papier. Die Eskalation der Gewalt betrifft auch die Welthungerhilfe, weil fast alle Projekte im Norden und Osten, also mitten im Konfliktgebiet, liegen. Dennoch wurde bislang kein Projekt abgebrochen, sondern lediglich teils im reduzierten Umfang fortgesetzt. Zusätzlich werden seit Herbst mehrere zehntausend Menschen mit Nahrungsmitteln versorgt, die nach den jüngsten Gefechten fliehen mussten. Schwerpunkte der eigentlichen Aufbauarbeit sind der Häuserbau sowie der Wiederaufbau der Lebensgrundlagen; im nicht umkämpften Süden des Landes konnten bereits sieben Schulen wiederaufgebaut bzw. renoviert werden. Das Tsunamiprogramm für Sri Lanka beträgt etwa 12 Millionen Euro.
Zur Lage in Indonesien. Die schlimmsten Schäden, die meisten Opfer, der schwierigste Zugang - das war die Lage in Aceh nach dem Tsunami. Dementsprechend hat die Welthungerhilfe hier das größte Budget vorgesehen, gut 15 Millionen Euro. Hinzu kam der in den ersten Monaten noch andauernde Konflikt zwischen Regierungstruppen und der "Bewegung freies Aceh". Die Mitarbeiter des Nothilfe-Teams waren hier bereits wenige Tage nach dem Unglückstag vor Ort, um den Menschen zu helfen. In der Nothilfephase wurden unter anderem sechs Stationen des Zentralkrankenhauses wieder aufgebaut und Tausende Obdachlose versorgt. Das Aufbauprogramm der Welthungerhilfe konzentriert sich auf den Bau von Wohnhäusern und Schulen, Trinkwasserversorgung und einkommensfördernde Maßnahmen. Die Welthungerhilfe plant, bis mindestens Ende 2009 in Aceh tätig zu sein.
Zur Lage in Thailand. Zum Zeitpunkt des Tsunami hatte die Welthungerhilfe ihr Engagement in Thailand aufgrund der günstigen Entwicklung des Schwellenlandes bereits beendet. Mit vier langjährigen Partnerorganisationen konnte dennoch rasch ein Wiederaufbauprogramm aufgelegt werden. Dieses unterstützte die Betroffenen, neben der ersten Nothilfe, im beruflichen Sektor (vor allem Fischerei), bei der Schulbildung und dem ökologischen Küstenschutz. Die Projektgebiete befanden sich abseits der massentouristischen Zentren, das Gesamtbudget belief sich auf rund 3,7 Millionen Euro.
Hans-Joachim Preuß steht für Interviews zur Verfügung; auf Wunsch können auch Gespräche mit Mitarbeitern vor Ort vermittelt werden.
Die Deutsche Welthungerhilfe ist eine der größten und ältesten privaten Hilfsorganisationen in Deutschland. Sie leistet Hilfe aus einer Hand: Von der schnellen Katastrophenhilfe über den Wiederaufbau bis zu langfristig angelegten Projekten der Entwicklungshilfe mit einheimischen Partnerorganisationen nach dem Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe. Seit der Gründung im Jahr 1962 wurden rund 5000 Projekte in 70 Ländern mit 1,42 Milliarden Euro gefördert - für eine Welt ohne Hunger und Armut.
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