Neue Legehennenhaltungsverordnung wird zum Bumerang für den
Verbraucherschutz
DBV und ZDG befürchten dramatische
Marktverschiebungen
Bonn (ots)
Die heftig umstrittene "Hennenhaltungsverordnung" wird morgen in Kraft treten. Obwohl die Bundesregierung selbst eine EU-Richtlinie zum Schutz von Legehennen in Brüssel eingebracht hat, wird in Deutschland die herkömmliche Käfighaltung im nationalen Alleingang fünf Jahre früher als in der EU, also bereits Ende 2006, verboten und die tiergerechte "Kleingruppenhaltung" gar nicht erst zugelassen. "Dieser nationale Alleingang entbehrt jeglicher wissenschaftlich begründeten Notwendigkeit. Zudem bleiben neue Entwicklungen in der Kleingruppenhaltung, wie sie die EU-Richtlinie vorsieht, in der nationalen Verordnung unberücksichtigt. Die Leidtragenden werden eindeutig der Verbraucher und die deutschen Hennenhalter sein", beurteilen der Deutsche Bauernverband (DBV) und der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) die Konsequenzen der nun rechtskräftigen Verordnung.
Die Bundesregierung selbst geht davon aus, dass sich der Anteil der im Handel angebotenen Eier aus deutscher Erzeugung künftig deutlich auf nur noch 40 Prozent reduzieren wird und deutsche Eier um ca. 25 Prozent teurer werden. Nach Auffassung von DBV und ZDG steht der rein politisch und ideologisch motivierte deutsche Weg eindeutig im Widerspruch zum Wunsch der Verbraucher, Eier aus streng kontrollierter, regionaler Erzeugung zu kaufen. DBV und ZDG appellieren an Bundesverbraucherschutzministerin Renate Künast, sich nicht weiterhin einer Sachdiskussion zu verschließen, um doch noch die dramatischen Konsequenzen für Verbraucher und Geflügelwirtschaft abzuwenden. Der populistische Spruch 'Freiheit für die Hühner' wird zum Bumerang für den Verbraucherschutz.
Es bleibt eine politische Wunschvorstellung, die kostenintensivere Boden- und Freilandhaltung von Legehennen mit großen Herausforderungen bezüglich Produktqualität, Tiergesundheit, Umweltschutz und Arbeitsplatzbedingungen in Deutschland in dem gewünschten Maße auszubauen. Schon heute besteht europaweit ein Überangebot von Eiern aus diesen Haltungsformen. Zudem sind die mit der Boden- und Freilandhaltung verbundenen Probleme wie höhere Mortalität und stärkerer Arzneimittelaufwand zur Gesunderhaltung der Tiere ungelöst.
Nach einhelliger Auffassung von Marktexperten und Wissenschaftlern werden durch die neuen Vorschriften zur Hennenhaltung die Strukturen in der Geflügelwirtschaft nachteilig verändert. Bäuerliche Familienbetriebe werden es nicht schaffen, bei den zu kurz bemessenen Übergangsfristen genügend Geld für die Umstellung ihrer Betriebe aufzubringen und somit aus der Erzeugung ausscheiden. Die Erzeugung wird in Länder mit niedrigeren Tierschutzstandards verlagert; in ganz Europa und in den Beitrittsländern Osteuropas wird bereits heute massiv in herkömmliche Käfighaltungsanlagen zur Erzeugung von Eiern für den deutschen Markt investiert.
DBV und ZDG fordern daher eine Reform der jetzt in Kraft tretenden Hennenhaltungsverordnung mit folgenden Eckpunkten:
- Die "Kleingruppenhaltung" als entscheidende Weiterentwicklung ist zuzulassen, um den Anforderungen sowohl des Tierschutzes als auch den weiter zunehmenden Forderungen des Verbraucherschutzes hinsichtlich Produktqualität (z. B. verschärfte Grenzwerte von Dioxin in Eiern) gerecht zu werden.
- Flankierende Maßnahmen für die umstellungsbereiten Legehennenhalter sind umgehend erforderlich, d. h. Aufstockung der Mittel zur gewünschten Neuausrichtung der Legehennenhaltung und vereinfachte Genehmigungsverfahren.
- Ausgleich der Vermögensverluste, die auf ca. 2,5 Milliarden Euro beziffert werden, für die Betriebe, die ganz oder teilweise aufhören müssen.
- Mehr Verbrauchertransparenz durch eine sofortige Kennzeichnung aller Eier mit Herkunftsland und Haltungsform.
Die deutsche Eierwirtschaft wird alle Rechtsmittel gegen die Hennenhaltungsverordnung einlegen.
Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft Hinter Hoben 149 53129 Bonn Tel.: 0228 / 530 02 41 Fax: 0228 / 530 02 77
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