Studie belegt: Neue Tagebaue unwirtschaftlich, überflüssig und umweltschädlich
Berlin (ots)
Anlässlich der Vorstellung des DIW-Gutachtens im Auftrag der klima-allianz deutschland zur energiewirtschaftlichen Notwendigkeit der Fortschreibung des Braunkohlenplans "Tagebau Nochten" bekräftigt die klima-allianz deutschland ihre ablehnende Haltung gegenüber der Braunkohleverstromung und neuen Tagebauen.
Das heute vorgestellte Gutachten im Auftrag der klima-allianz deutschland macht deutlich: Neue Tagebaue sind unwirtschaftlich, überflüssig und umweltschädlich. Das Gutachten analysiert die energiewirtschaftliche Notwendigkeit des Aufschlusses des Tagebau "Nochten II" (in der Nähe von Weiswasser) im Lausitzer Braunkohlerevier. Dazu erklärt Daniela Setton, energiepolitische Referentin der klima-allianz: "Es ist paradox: Gerade die schmutzige Braunkohleverstromung lohnt sich im Land der Energiewende, derzeit stellt sie ein Viertel der deutschen Stromerzeugung. Der rasant wachsende Anteil des Stroms aus erneuerbaren Quellen drückt zwar die Preise an der Strombörse und damit auch die Margen und die Auslastung konventioneller Kraftwerke. Doch während Gaskraftwerke aufgrund von hohen Gas- und niedrigen CO2-Preisen vom Markt gedrängt werden, steht die Braunkohle vergleichsweise gut da. Während der Kampf gegen neue Steinkohlekraftwerke in Deutschland recht erfolgreich war, scheint sich also das Fossil Braunkohle als Profiteur der Energiewende zu entpuppen."
Die Szenarioberechnungen im Gutachten zeigen aber, dass der Marktanteil der Braunkohle langfristig angesichts des raschen Anstiegs der Erneuerbaren, der rückläufigen Volllaststunden konventioneller Kraftwerke sowie tendenziell rückläufiger Großhandelspreise für Strom stark zurückgehen wird.
Im Gutachten wird - da keine energiewirtschaftliche Notwendigkeit der Fortschreibung des Braunkohlenplans auf die im Feld Nochten II befindlichen Braunkohlevorräte zu erkennen ist, auch geprüft, ob das "Energie- und Klimaprogramm Sachsen 2012" andere Gründe für die Fortschreibung des Braunkohlenplans liefert. Dieses ist nicht der Fall: Zwar leistet die Braunkohle derzeit einen wichtigen Beitrag zur Stromversorgung in Sachsen, jedoch wird sie längerfristig weder für die Versorgungssicherheit in Sachsen noch in Deutschland notwendig sein. Des Weiteren ist der heimische Energieträger Braunkohle nicht subventionsfrei, sondern erhält eine Vielzahl von Vergünstigungen, u.a. in den Bereichen Wassernutzungsentgelt, Förderpreis für Braunkohle und EEG-Umlagebefreiung. Hierzu kommen die negativen umweltpolitischen Aspekte der Braunkohlenutzung (sogenannte "negative externe Effekte") wie die Emission von CO2, Stickstoffoxiden, Quecksilber, Schwefeloxide, Staub und Lärm, die Verockerung der umliegenden Gewässer sowie die extensive Nutzung von Flächen. Angesichts der tatsächlichen privaten Kosten und der hohen negativen externen Kosten sind der Braunkohleabbau und die -verstromung nicht wirtschaftlich darstellbar.
Prof. Claudia Kemfert, Abteilungsleiterin Energie-Verkehr-Umwelt am DIW Berlin, erklärt: "Berücksichtigt man die negativen Umwelteffekte der Braunkohle, zeigt sich, dass es sich um einen unwirtschaftlichen und umweltschädlichen Energieträger handelt. Kohlekraftwerke sind wenig flexibel, da sie nur schwer hoch- und runtergefahren werden können. Energiekonzerne, die auf Kohlekraft setzen, entscheiden sich damit für die bei weitem umweltschädlichste Technologie, die lediglich den Vorteil hat, dass sie kurzfristig die größten Gewinne verspricht."
Die Studie im Auftrag der klima-allianz deutschland "Gutachten zur energiewirtschaftlichen Notwendigkeit der Fortschreibung des Braunkohlenplans "Tagebau Nochten" ist als DIW Berlin Politikberatung kompakt 72 er-schienen und im Internet abrufbar. www.diw.de
Die klima-allianz deutschland ist ein breites gesellschaftliches Bündnis bestehend aus mehr als 110 Organisationen aus den Bereichen Umwelt, Entwicklung, Kirche, Jugend, Tierschutz, Verbraucherschutz und Gewerkschaften. Weitere Informationen unter www.klima-allianz.de
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