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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Situation an den internationalen Finanzmärkten und zur US-Immobilienkrise

Bielefeld (ots)

Die Wellen schlagen hoch auf den internationalen
Finanzmärkten. Die europäische Zentralbank pumpte (EZB) nach 150 
Milliarden in der Vorwoche gestern weitere 50 Milliarden Euro 
frisches Geld in den Markt. Ob das die Wogen glättet oder wie Öl ins 
Feuer neue Flammen anfacht, kann nach einem Tag noch nicht 
beantwortet werden. Erst wenn die Schaukelbörsen leise auslaufen, 
sehen wir klarer. Denn Liquidität kann nicht beliebig ausgossen 
werden.
Auslöser nach Jahren ungestümen Wachstums an den Börsen und in der 
Weltwirtschaft war die US-Immobilienkrise. Vieles hängt in den 
kommenden Tagen und Wochen von der Kreditvergabe der Banken ab - und 
zwar weltweit. Das lässt sich nicht steuern.
Wirklich gefährlich wird es, wenn Banken auch Kreditvergaben an 
Unternehmen mit solider Gewinnlage einschränken. Dann stünde die 
echte Kreditkrise ins Haus. Die Folgen: eine Abwärtsspirale aus 
Unternehmenspleiten, Kreditverlusten und einer weiteren Verschärfung 
der Bedingungen für den Geldverleih.
Das Szenarium muss nicht sein. Insbesondere die deutschen Banken 
haben vorgesorgt und ihre Profitabilität in den zurückliegenden 
schweren Jahren verbessert. Die 200-Milliarden-Spritze allein von der
EZB hat das Vertrauen der Marktteilnehmer bestätigt.
 Die Notenbanken haben noch einen Pfeil im Köcher: Sie können Zinsen 
senken. An der Wall Street erwartet der Handel inzwischen zu 75 
Prozent, dass die US-Notenbank »Fed« bis zur Sitzung am 16. September
eine Senkung beschließt. Auch die Wetten auf eine Zinserhöhung der 
EZB Anfang September, die bis vor kurzem noch als sicher galt, wird 
nur noch von jedem zweiten Geldhändler gehalten.
Es gibt zwei Gründe für die Misere. Die Aufsicht über die 
US-Baufinanzierer hat versagt. Anders ist der jetzt bekanntgewordene 
Leichtsinn bei der Kreditvergabe nicht zu erklären. Auch die 
Niedrigzinspolitik der US-Notenbank Fed fachte den Häuserboom an. Der
gestern gefeierte Alan Greenspan hat in seiner Zeit als Präsident der
»Fed« die Risikobereitschaft höchstpersönlich befeuert. »Viele 
Eigenheimbesitzer hätten Tausende Dollar sparen können, wenn sie in 
den vergangenen zehn Jahren statt festverzinslicher variabel 
verzinsliche Hypothekenkredite gehabt hätten«, sagte der Geld-Guru 
2004 und verhöhnte Bedenkenträger als Spielverderber.
 Zweiter Schwachpunkt, auch das zeigt die aktuelle Unruhe, sind die 
Rating-Agenturen. Sie beobachten die Hypothekenvergabe und bewerten 
diese. Seit langem war von der Immobilienkrise die Rede, aber erst im
Juli wurde die Bonität einiger Anlagen abgestuft.
Fehler von Rating-Agenturen sind nicht neu. Sie haben in den 
vergangenen Jahren die Schuldenkrise in Mexiko, die Schwierigkeiten 
Südkoreas und Russlands sowie die Enron-Pleite nicht kommen sehen.
Kollaps oder Abkühlung eines überhitzten Marktes? Die Schlüsselfrage 
wird von Regierungsstellen weltweit weichgespült. Die wahre Antwort 
gibt nur der Markt.

Pressekontakt:

Rückfragen bitte an:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

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