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Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) schreibt über den Poker um die Vergabe von Bundesliga-Fernsehrechten:

Bielefeld (ots)

Früher ging Fußball im Fernsehen manchmal noch
so: Da spielte der 1. FC Köln im Europacup (ja, das gab es), und erst
kurz vor dem Anpfiff kam die frohe Kunde: WDR einschalten, die zeigen
das. Später, als das Prinzip durchschaut und das »Geheimnis« keines 
mehr war, hielt sich die Überraschung in Grenzen. Denn es gab 
Hoffnung: Am Abend kullert wahrscheinlich wieder die Pille, auch wenn
sich die Bekanntmachung im Programm bis auf den letzten Drücker 
hinzog.
Für Romantiker ist der Fernseh-Fußball nun nicht mehr geeignet. Hier 
geht es nur noch um die Finanzierung einer teuren und aufgeblasenen 
Unterhaltungsbranche sowie um die Anhäufung von Gewinn. Die »Vorlage«
für den Kunden ist im Falle von Bundesliga und Champions League 
steil. Wer direkt zusehen will, löhnt.
Aber ärgern oder aufregen lohnt sich nicht. Kirch und Konsorten sind 
für die Kickerei offenbar genauso wichtig wie Löw oder Lehmann. Und 
der Preis ist heiß. Für Deutschlands Sahneklasse liegen von 2009 an 
pro Saison 500 Millionen minimum im TV-Topf, gern darf es auch etwas 
mehr sein. Die im Angebot enthaltende Sendung will die Liga gleich 
selbst mitliefern, was vielleicht der Korrektur der öffentlichen 
Wahrnehmung dienen soll. Aus gewöhnlich mindestens fünf dürftigen 
Partien pro Spieltag werden sicher auch noch Spitzenspiele.
Diese Offerte haben ARD und ZDF wie auch Premiere bisher dankend 
abgelehnt. So unabhängig möchten sie schon bleiben. Für weniger 
potente Mitbewerber könnte es allerdings eine verlockende Variante 
sein. Das erspart die Produktionskosten.
Bis 2009 ändert sich noch nichts. Bis dahin gelten die bestehenden 
Vereinbarungen. Liga live gegen Kasse bei Premiere, Liga 
zusammengefasst samstags um 18.30 Uhr im Ersten, und Liga für 
Spätgucker im ZDF-Sportstudio.
Mit der Bekanntgabe des Kirch-Comebacks setzten die Spekulationen um 
die Zukunft allerdings sofort ein. Dass der schon einmal schwer den 
Ball-Bach hinunter gegangene Medienunternehmer die richtige Wahl war,
wird von vielen Fachleuten bezweifelt. Den von Geschäftsgebaren aller
Art weit entfernten Fan interessiert nur, wann und wie er die 
Bundesliga demnächst serviert bekommt. Im Mittelpunkt der Diskussion 
steht einmal mehr die Sportschau. Weg damit, ginge es nach Premiere. 
Denn der Bezahlkanal möchte ein exklusives Premium-Paket schnüren. 
Die ARD rotiert bereits. Erneut muss sie alle Register ziehen, um 
nicht bald im Abseits zu stehen.
Ernsthaft befürworten kann das in der Bundesliga niemand. Die 
Marketing-Abteilungen der Klubs murren doch jetzt schon, wenn sie 
daran denken, dass die öffentlich-rechtliche und damit freie 
Liga-Zeit gekappt oder zu weit nach hinten gedrängt werden soll.
Aber es heißt ja, dass im Fußball nichts unmöglich ist - bis hin zum 
Gedöns. Eine freie Hotel-übernachtung wird inzwischen schon vom 
Reporter mitten in der Übertragung von irgendeinem 
UEFA-Cup-Langweiler ausgelobt.
 Armer Kerl, er muss das machen, er kann nicht anders.

Pressekontakt:

Rückfragen bitte an:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

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