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Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) schreibt zum NATO-Gipfel:

Bielefeld (ots)

Auch wenn US-Präsident George W. Bush gestern in
Kiew der Ukraine versprochen hat, den Antrag der früheren 
Sowjetrepublik auf eine Mitgliedschaft in der Nato »voll und ganz« zu
unterstützen. Auf dem heute in Bukarest beginnenden Nato-Gipfel wird 
er es deshalb nicht zum großen Streit zwischen den Europäern und den 
USA kommen lassen.
 Es geht in Bukarest zwar nur um einen sogenannten Aktionsplan, also 
der Vorstufe eines Beitritts. Doch auch dieser Schritt ist verfrüht, 
allzu viele Gründe sprechen noch dagegen. Natürlich hat Russland kein
Vetorecht gegen einen Nato-Beitritt der Ukraine sowie auch der 
Kaukasusrepublik Georgien.
Doch: Bush ist nur noch wenige Monate im Amt, Kremlchef Wladimir 
Putin übergibt das Zepter bereits im Mai an seinen Nachfolger Dmitri 
Medwedew. Da sollte Bush keinen Bruch mit Moskau riskieren, sondern 
seinem Nachfolger und dem nordatlantischen Bündnis die Chance auf 
einen Neuanfang der Beziehungen mit dem künftigen russischen 
Präsidenten geben.
Wir sind zwar noch längst nicht wieder in den Zeiten des Kalten 
Krieges, doch ist das Verhältnis zu Moskau merklich abgekühlt. 
Sichtbares Zeichen dafür ist das Einfrieren des KSE-Vertrags.
 Der Westen sollte sich von den ständigen Drohungen Russlands zwar 
nicht allzu sehr beeindrucken lassen - auch in Moskau weiß man, wie 
wichtig ein gutes Verhältnis ist. Doch sollte die russische Sorge 
ernst genommen werden, dass sich das Land zunehmend isoliert und in 
die Ecke gedrängt fühlt.
Im nächsten Jahr feiert die Nato ihr 60-jähriges Bestehen. Und bei 
allen Höhen und Tiefen, die das Bündnis in dieser Zeit durchlaufen 
hat, seine Bedeutung für den Frieden in Europa ist überragend. Allen 
Unkenrufen zum Trotz ist die Nato auch heute ohne Alternative. Der 
bisherige Weg war richtig, richtig ist auch, dass die Tür für neue 
Mitglieder weiterhin offen bleibt, auch für Georgien und die Ukraine.
Nur der Zeitpunkt ist falsch. Schon die Aufnahme früherer Länder der 
Sowjetunion hat Russland geschmerzt, doch sind die Interessen Moskaus
niemals so berührt worden wie im Fall Georgiens und der Ukraine. Hier
muss erst wieder Vertrauen aufgebaut werden. Vielleicht gelingt dies 
ja den neuen Präsidenten in Washington und Moskau.
Dies ist es aber nicht allein. Die Nato sollte sich mit Abchasien und
Südossetien keine Konfliktherde ins Bündnis zu holen. Und dem 
Tifliser Präsidenten Saakaschwili sei gesagt, wer die Opposition mit 
Gewalt niederknüppelt, hat merkwürdige Vorstellungen von einer 
Demokratie, erfüllt die Kriterien für eine Nato-Mitgliedschaft nicht.
Die Ukraine scheint auf dem demokratischen Weg weiter zu sein. Doch 
solange nur 25 Prozent der Bevölkerung einen Beitritt befürworten, 
muss im Land selbst erst einmal Überzeugungsarbeit geleistet werden.
Die Nato ist daher gut beraten, sich der deutschen Haltung 
anzuschließen: Beide Länder sind noch nicht reif für den Beitritt.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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