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Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) kommentiert:

Bielefeld (ots)

»Eenmaol lachen helpt biätter es dreimaol Medzin
niemen.« Dieses plattdeutsche Sprichwort aus dem Münsterland (»Einmal
lachen hilft besser als dreimal Medizin nehmen«) soll daran erinnern,
dass jeder einer möglichen Krankheit vorbeugen kann. Eine gesunde 
Lebensweise sowie sportliche Aktivitäten sind nur zwei Rezepte, die 
helfen, Ausgaben im Gesundheitswesen zu reduzieren. Zunächst sollten 
wir Bürger aktiv werden, bevor wir »Schwarzer Peter« spielen und 
Schuldige für eine Kostenexplosion unter Ärzten, Krankenhäusern, 
Krankenkassen und Politikern ausmachen.
Fakt ist, dass die knapp 150 000 niedergelassenen Ärzte und 
Psychotherapeuten mindestens 2,5 Milliarden Euro mehr bekommen - ein 
Plus von zehn Prozent. Gezahlt wird das Geld von den gesetzlichen 
Krankenkassen, verteilt von den 17 Kassenärztlichen Vereinigungen und
aufgebracht wird es von den Versicherten. Es ist unausweichlich, dass
die Beiträge der gesetzlichen Krankenkassen steigen, obwohl die 
Behandlung der Kranken nicht verbessert wird.
Sind die 2,5 Milliarden Euro nun ein Schlag ins Gesicht der 
Versicherten oder eine berechtigte Honoraranhebung? Im Schnitt 
verdienen Ärzte ein Jahresgehalt von 120 000 Euro. Allerdings gibt es
erhebliche Unterschiede. So bekommt ein Radiologe mit 17 416 Euro pro
Monat mehr als doppelt so viel wie ein Allgemeinmediziner (8666 
Euro). Auch regional gibt es Unterschiede, im Westen gibt es mehr 
Honorar als im Osten und im Süden mehr als im Norden. Ob die zehn 
Prozent eine Luxuszulage sind, muss bezweifelt werden. Denn derzeit 
bekommen die Ärzte nur 80 Prozent ihrer Leistungen bezahlt. 20 
Prozent schreiben sie in den Wind, da das Geld für die Bezahlung 
schlicht und einfach fehlt. Zudem werden Ärzte nach einer 
Gebührenordnung bezahlt, die mit den Krankenkassen ausgehandelt 
wurde.
Mit der Honoraranhebung im ambulanten Bereich ist es jedoch nicht 
getan. Auch die Krankenhäuser fordern mehr Geld. Von einer 
Finanzierungslücke in Höhe von sieben Milliarden Euro ist die Rede, 
die die Kliniken allein nicht schließen können. Somit wird der 
Versicherte von den Krankenkassen doppelt zur Kasse gebeten: einmal 
für die Haus- und Fachärzte und einmal für die Kliniken, damit diese 
ihre Mediziner bezahlen können.
Im nächsten Jahr wird das Geld im Gesundheitswesen neu verteilt. In 
diesem Herbst wird der Bundestag einen einheitlichen Beitragssatz für
alle 250 gesetzlichen Krankenkassen festlegen. Im Gespräch sind 15,5 
Prozent. Derzeit beträgt der Beitrag im Durchschnitt 14,9 Prozent. In
Zukunft darf der Beitragszahler somit nicht geschröpft werden. Denn 
der Satz des Dichters Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719 - 1803) »Der 
beste Arzt ist jederzeit des Menschen eigne Mäßigkeit« bestärkt nicht
nur das Anfangs zitierte Sprichwort aus dem Münsterland. Mäßigung 
gilt aber nicht nur für uns Bürger, Maßhalten muss für alle 
Beteiligten im Gesundheitswesen bindend sein.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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