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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu McCains Vizekandidatin

Bielefeld (ots)

Der politische Hurrikan, der gerade den
Präsidentschaftswahlkampf in den Vereinigten Staaten durcheinander 
bringt, kam aus heiterem Himmel. Im Gegensatz zu den tatsächlichen 
Wirbelstürmen dieses Herbstes entstand er nicht über dem Meer, 
sondern auf dem Festland - wenngleich sehr dünn besiedeltem. Denn die
Einwohnerschaft von Wasilla/Alaska muss man sich in etwa so groß 
vorstellen wie die von Borgholzhausen im Kreis Gütersloh. 9000 
Menschen leben in dem Vorort von Anchorage. Ein großer Teil dieser 
Menschen hielt es einst für eine gute Idee, Sarah Palin in den 
Stadtrat zu wählen. Da war sie 28 Jahre alt. Vier Jahre später 
machten ihre Nachbarn die hübsche Frau zu ihrer Bürgermeisterin. Und 
weitere zehn Jahre drauf gewann die zupackende »Sarah Barracuda«, wie
die aggressive Basketball-Spielerin an der Highschool genannt wurde, 
als erste Frau in Alaska die Gouverneurswahl. Nun stellt sich Sarah 
Palin (44) dem ganzen Land zur Wahl. Und mit ihrer Hilfe könnte John 
McCain der mächtigste Mann der Welt werden.
Denn »Hurrikan Sarah« scheint ihrem republikanischem Vorkämpfer jene 
Wähler ins Lager zu treiben, an die der verdächtig liberale 
72-Jährige bislang nicht herangekommen war: die konservative Basis. 
Dort kommt auch Palins Haltung zur Schwangerschaft ihrer 
minderjährigen Tochter Bristol viel besser an, als man das im 
freizügigeren Europa vermutet. Natürlich soll das Mädchen ihr Baby 
bekommen, natürlich soll sie ihren Freund heiraten; so ist das Leben.
Die Pointe, dass Palins Ablehnung von Sexualkundeunterricht in 
Schulen derart trefflich ad absurdum geführt worden ist, verfängt 
vielleicht in liberalen Kreisen. Bei den Abtreibungsgegnern tut sie 
es nicht.
Die konservative Zielgruppe der Republikaner, die mit ihrem in St. 
Paul verabschiedeten Wahlprogramm einen Rechtsruck vollzogen hat, 
interessiert sich da mehr für andere Aspekte des Lebens der 
Vizekandidatin. Etwa dafür, dass Palins 19-jähriger Sohn Track noch 
in diesem Monat als Soldat im Irak eingesetzt werden soll, nachdem er
sich freiwillig gemeldet hat. Oder dafür, was die fünffache Mutter in
einer Ansprache in einer Kirche ihrer Heimatstadt Wasilla über den 
Irak-Krieg gesagt hat: »Betet für unsere Soldaten, die danach 
streben, das zu tun, was richtig ist für das Land. Unsere nationalen 
Führer schicken sie in einen Auftrag, der von Gott ist.« Hierzulande 
würden solche Aussagen eine Kandidatin für viele Menschen unwählbar 
machen. In den USA geben diese Worte Sarah Palin, seit ihrer Jugend 
Mitglied der Waffenlobby NRA, genau das Profil, für das McCains 
Wahlkampfberater sie ausgewählt haben: Frau, rechts, kämpferisch. 
Hier haben die Strippenzieher der Republikaner Leerstellen in Barack 
Obamas Lager ausgemacht.
Die Wucht, mit der Palin den demokratischen Kandidaten in ihrer 
ersten großen Rede angegriffen hat, überraschte. Doch der Jubel, der 
danach über »Hurrikan Sarah« ausbrach, könnte den großen Favoriten 
hinwegfegen helfen.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

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