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Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) kommentiert:

Bielefeld (ots)

Deutschland überrascht mit immer höheren Zahlen
bei den Vorschlägen zur Bekämpfung der Piraterie vor Ostafrika. 1400 
deutsche Soldaten und 500 Schiffe vieler Nationen seien notwendig, 
heißt es aus Berlin und Potsdam.
Verteidigungsminister Franz Josef Jung soll sogar die Einschiffung 
von Marineangehörigen auf Frachtern unter deutscher Flagge 
vorgeschlagen haben. Und vom Einsatzführungskommando vor den Toren 
der Bundeshauptstadt werden Konzepte gestreut, wonach der bislang 
geplante multinationale Verband aus drei bis vier Fregatten plus 
Begleitbooten kaum etwas auszurichten vermag. In der Tat können 
Kriegsschiffe nur in Radien von vielleicht 30 Meilen den schnellen 
Zugriff der Kaperer unterbinden. Vor 3000 Kilometern Küsten allein 
des Nicht-Staates Somalia, der schon lange nicht mehr über eine 
eigene Marine verfügt, ist selbst mit einem noch so »robusten Mandat«
etwas auszurichten. Allein die Masse macht's.
Schon der Überfall auf den saudischen Supertanker Sirius Star 
erfolgte 800 Seemeilen vom üblichen Operationsgebiet entfernt vor 
Tansania. Und wer sagt eigentlich, dass andere Weltmeere wirklich 
sicherer sind? Langsam schwant der westlichen Welt, dass ihre 
Versorgungsadern angreifbarer sind als bislang geglaubt. Längst gibt 
es Szenarien der Sicherheitsdienste, in denen zu allem entschlossene 
Selbstmordtäter explosive Fracht direkt auf Manhattan, Hongkong oder 
andere Metropolen zusteuern.
Eines haben die deutschen Zahlenspiele bereits bewirkt. Sie haben den
Blick abgelenkt von jener erbärmlichen Zuständigkeitsdebatte, wonach 
deutsche Marinesoldaten eigentlich gar nichts dürfen, geschweige denn
schießen, wenn es ernst wird. Das jüngst praktizierte 
Piraten-Erschrecken mit großen Hubschraubern wird sich schon bald als
zahnloses Manöver harmloser Deutscher in den einschlägigen Kreisen 
herumsprechen.
Die von Jung ins Spiel gebrachte hohe Kopfzahl von 1400 Soldaten 
zeugt im übrigen von einer im Kosovo bereits erfolgreich angewandten 
Praxis. Dort durften bis zu 8500 Soldaten eingesetzt werden, ohne 
dass man jedes Mal das Parlament um eine Erhöhung anrufen musste. 
Tatsächlich waren dort niemals mehr als gut 6000 deutsche Soldaten 
zeitgleich eingesetzt. Auch rechnet Jung pro Fregatte mit 500 Mann, 
obwohl die Besatzung bei 220 liegt. Er hat die Ablösung gleich mit 
eingerechnet.
Deutschlands Zahlenspiele sollen aber noch etwas signalisieren. Wer 
sich am Horn von Afrika und auf den Weltmeeren stark macht, muss 
weniger Bodensoldaten nach Afghanistan schicken, könnte das Kalkül 
lauten. Denn schon haben US-Militärs eine Aufstockung der 
Schutztruppe am Hindukusch um 20 000 angemahnt, selbst aber nur 5000 
Soldaten in Aussicht gestellt.
 Barack Obama könnte im Frühjahr seinen Worten aus dem August 
Forderungen folgen lassen und »größere Beiträge« Europas anmahnen. 
Dem baut Deutschland vor. Besser Piraten als El Kaida jagen.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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