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Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) kommentiert:

Bielefeld (ots)

Es ist schon 36 Jahre her, da sagte Kurt
Biedenkopf, wer erfolgreich Revolution machen wolle, besetze keine 
Regierungsgebäude mehr, sondern Begriffe. Der damalige 
CDU-Generalsekretär war verärgert: Linke Kräfte hatten gegen die 
Familienpolitik der Union polemisiert, und Biedenkopf wähnte allein 
wegen der frechen Begriffsbesetzung des Gegners die Demokratie in 
Gefahr.
Hätte der CDU-Mann recht gehabt, läge heute die Demokratie in 
Trümmern. Was nämlich die Besetzung der Begriffe angeht, so haben die
Parteipolitiker jeder Couleur von den Krawallos früherer Tage gut 
gelernt und betreiben seither ihr Geschäft unter der Tarnkappe 
beschönigender Begriffe.
Wie wichtig der Machtelite der Schutz dieser Tarnkappe geworden ist, 
belegt auch die Geschichte des »Unworts«: Als Bundeskanzler Kohl 1993
die Gesellschaft für Deutsche Sprache wegen des »kollektiven 
Freizeitparks« (Platz 2) rügte, war die Kraft der Aktion dahin. 
Seither benennen die Regierten ihre Unwörter, aber wo ist der 
Volksvertreter, der schimpfende Bürger ernst nähme?
Mit den »notleidenden Banken« geht es auf ausgetretenen Pfaden fort: 
Die Zeche zahlt der Steuerzahler, die Hochfinanz agiert 
unkontrolliert weiter, darf sich aber als Opfer fühlen. Biedenkopf 
sagte 1973 auch: »Die Argumente der Politik sind gut. Sie vertragen 
eine klare Sprache.« Wenn das stimmen würde, hätte es die 
»notleidenden Banken« nie gegeben.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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