Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Weltbank-Studie:
Bielefeld (ots)
Ja, Deutschland steckt in der Rezession. Ja, der rapide Abschwung wird Arbeitsplätze kosten. Ja, der Wohlstand wird ein wenig sinken. Doch wie schwer wiegen solche Sorgen gegen die nackte Existenznot, der Millionen Menschen in den Schwellen- und Entwicklungsländern ausgesetzt sind? 2500 Euro Abwrackprämie zahlt die Bundesregierung Autokäufern, die ihr Altfahrzeug verschrotten lassen. 2500 Euro: Das ist das Vierfache des Pro-Kopf-Jahreseinkommens in Indien. 480 Milliarden Euro stehen zur Rettung der deutschen Finanzinstitute bereit. 480 Milliarden Euro: Damit ließe sich der aktuelle Kreditbedarf der 22 ärmsten Länder Afrikas 20-fach decken. Die deutschen Reisebüros melden wegen der Konjunkturflaute einen Rückgang bei den Urlaubs-Buchungen. Urlaub - kaum anzunehmen, dass ein chinesischer Wanderarbeiter mit diesem Begriff überhaupt etwas anfangen könnte. Uns Deutschen stünde es deshalb gut zu Gesicht, mit dem Begriff »Krise« etwas vorsichtiger umzugehen. Die jüngste Studie der Weltbank führt uns zudem vor Augen, dass die Industrieländer bei der Entwicklungshilfe nicht nachlassen dürfen. 5,8 Milliarden Euro stehen dafür in diesem Jahr im Bundeshaushalt zur Verfügung, 13 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Darauf dürfen wir Deutschen sogar ein wenig stolz sein - gerade in Zeiten der »Krise«.
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