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Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Mehdorn-Rücktritt:

Bielefeld (ots)

Jetzt ist der sprichwörtliche Zug für den
Bahnchef doch noch früher als erwartet abgefahren. Hartmut Mehdorn 
war nicht mehr zu retten. Vor allem der Druck der 
Arbeitnehmer-Vertreter im mächtigen Aufsichtsrat war am Ende zu groß.
Die Gewerkschaften haben dem Spitzenmanager bereits am Wochenende den
Rücktritt nahegelegt - und ihm somit die Chance genommen, bei der 
gestrigen Bilanzpressekonferenz das Ruder noch einmal herumzureißen 
zu können. So musste der kantige Bahnchef ausgerechnet an dem Tag 
seinen Hut in den Ring werfen, an dem er die besten Zahlen 
präsentieren konnte, die die Deutsche Bahn AG seit Jahren vorzuweisen
hat. Aber sind nach Mehdorns Rücktritt auch alle Probleme der Bahn 
mit einem Schlag beseitigt?
Hartmut Mehdorn ist gestern erhobenen Hauptes aus dem Führerstand der
Bahn getreten. Er hat dafür gesorgt, dass die Bahn AG besser ist, als
es in der öffentlichen Wahrnehmung nach all den Datenskandalen 
zuletzt der Fall war. 2,48 Milliarden Euro Gewinn - diese Zahl ist 
Beleg genug, dass das Unternehmen trotz aller Kritik grundsätzlich 
hervorragend dasteht. Zweifellos: Mehdorns Verdienste um die Bahn AG 
sind groß. Er hat verkrustete Strukturen aufgebrochen. Er hat das 
lukrative ICE-Streckennetz ausgebaut. Er hat die Bahn wirtschaftlich 
saniert und zu einem modernen Logistikunternehmen gemacht. Mehdorn 
war ein unbequemer Manager, einer, der der Politik nicht nach dem 
Mund geredet hat. Der 66-Jährige hat einen Verkehrsminister 
entmachtet und zahlreiche Kämpfe - nicht zuletzt die mit dem 
Aufsichtsrat - für sich entschieden.
Den letzten Kampf seiner Ära als Bahnchef hat er verloren. Nach all 
den Pleiten, Pech und Pannen der vergangenen Monate (brüchige 
ICE-Achsen, Schaltergebühr, Bonus-Skandal usw.) hat die Datenaffäre 
das Fass zum Überlaufen gebracht. Mehdorn ließ nicht nur seine 
leitenden Angestellten bespitzeln. Der Konzern soll darüber hinaus 
auch massenhaft E-Mails von Beschäftigten überprüft haben. Dieser 
weitere massive Vorwurf hat Mehdorn das Genick gebrochen.
Es ist schwer nachzuvollziehen, dass der Chef der Deutschen Bahn AG 
von all den Machenschaften nichts gewusst haben will. Seine 
halbherzigen Entschuldigungen und vor allem seine Aussage, die 
Datenaffäre sei nicht lückenlos aufzuklären, haben Mehdorn nicht 
glaubwürdiger gemacht. Er selbst sieht sich als Opfer einer Kampagne.
Die wirklichen Opfer sind aber die mehr als 200000 Beschäftigten, die
für die Bahn jahrelang die Knochen hingehalten haben.
Jetzt gilt es, schnellstens einen guten Nachfolger zu finden. Sollten
die Parteien daraus ein Politikum machen, wäre dies genau so schwer 
vermittelbar wie zuletzt Mehdorns Kleben am Chefsessel. Der Neue muss
den Sumpf trockenlegen, wie FDP-Chef Guido Westerwelle gestern zu 
Recht gefordert hat. Nur dann ist die Pleiten-, Pech- und Pannenserie
der Bahn endgültig zu stoppen. Sonst wird es weitere Affären geben - 
auch ohne Mehdorn.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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