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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT zu den Opel-Verhandlungen:

Bielefeld (ots)

Die Zukunft Opels hängt am seidenen Faden.
Weiterhin ist unklar, wer den Konzern mit seinen 25000 Beschäftigten 
in Deutschland aus der Krise führen soll. Der Verwaltungsrat des 
selbst vom US-Staat gestützten Autoriesen General Motors (GM) will 
sich bisher nicht auf den von der Bundesregierung favorisierten 
Autozulieferer Magna festlegen.
 Nicht nur die Opelaner, auch Zulieferbetriebe und Händler bangen um 
ihre Arbeitsplätze. Sie alle sind Spielball nicht nur knallharter 
wirtschaftlicher Interessen geworden, sondern auch der Politik. Je 
näher der Tag der Bundestagswahl Ende September rückt, desto 
brisanter wird der Fall Opel insbesondere für Kanzlerin Angela Merkel
(CDU). Sie hat sich schon vor Wochen für Magna stark gemacht. Merkels
Kalkül: Spätestens zur Wahl soll die vorläufige Rettung Opels in 
trockenen Tüchern sein. Nun droht ihr nicht nur ein Imageschaden. Das
Debakel um den Autobauer mit dem Blitz könnte sie am Wahltag auch 
Stimmen kosten, Stimmen, die vielleicht der SPD zugute kämen.
In der Tat ist die erneute Vertagung der Entscheidung kein gutes 
Zeichen. GM hat offenbar kein Interesse an Magna mit seinen 
russischen Co-Investoren: also der staatlichen Sberbank und dem 
Autobauer Gaz. Technisches Know-How, so die berechtigte Befürchtung 
der Amerikaner, würde damit den Russen zugute kommen. Die alte 
Rivalität zwischen den Großmächten blitzt im Ringen um Opel auf. 
Fraglich ist auch, ob eine mögliche Zusammenarbeit zwischen Magna/Gaz
einerseits und Opel/GM andererseits nicht von vornherein an den 
unterschiedlichen Interessen der politischen Schaltzentralen in 
Moskau, Detroit und Rüsselsheim scheitern muss.
So macht GM keinen Hehl daraus, viel lieber mit dem belgischen 
Finanzinvestor RHJ International zusammenzuarbeiten. Das wiederum 
stößt bei deutschen Politikern auf Widerstand. Ihre Befürchtungen, da
will eine »Heuschrecke« ohne Rücksicht auf tausende Arbeitsplätze ein
gutes Geschäft machen, sind nicht von der Hand zu weisen. Hinzu 
kommt, dass RHJ keine Erfahrungen in der Führung eines Autokonzernes 
hat.
Auf wen auch immer die Wahl fällt - sowohl Magna als auch RHJ wären 
keine Idealpartner für Opel. In beiden Fällen gehen etwa 10000 
Arbeitsplätze verloren. Ferner dürfte die hohe Verschuldung den 
Neustart ausbremsen. 4,5 Milliarden Euro Pensionszusagen lasten auf 
Opel. Weitere 3,5 (im Fall RHJ) bis 4,5 (im Fall Magna) Milliarden 
Euro sollen durch staatliche Garantien hinzukommen. Somit wird am 
Ende der Steuerzahler für ein unsicheres Unterfangen zur Kasse 
gebeten.
Die Frage muss erlaubt sein: Wäre nicht eine Insolvenz von Opel die 
bessere Alternative? Die Zahl der Jobverluste dürfte kaum höher sein 
als bei den Konzepten von Magna und RHJ. Opel wäre allerdings auf 
einen Schlag seine Verbindlichkeiten los. Doch auch dieser Weg ist 
nicht frei von Risiken. Ohne Partner ist Opel zu klein, um in der 
hart umkämpften Autobranche zu überleben. Schon käme wieder GM ins 
Spiel.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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