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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Arminia Bielefeld

Bielefeld (ots)

Vielleicht sehen Fantasten oder
schwarz-weiß-blaue Träumer noch eine Aufstiegschance. Aber nach dem 
Abzug von vier Punkten wird der DSC Arminia vielleicht nicht einmal 
mehr Ostwestfalen-Meister. Die rigorose Bestrafung des Bielefelder 
Fußball-Zweitligisten wegen Schönfärberei der Finanzverhältnisse 
umrahmt nun das Bild des Jammers, das er seit Wochen und Monaten 
abliefert. Um den tiefsten Sturz der Vereinsgeschichte handelt es 
sich zwar nicht, doch schließt diese bittere Saison an die schwersten
Zeiten des vor 105 Jahren gegründeten Klubs an.
Im Bundesliga-Skandal zu Beginn der Siebziger waren Schlüsselrollen 
mit Arminen besetzt. Mitte der Achtziger setzte eine sportliche 
Talfahrt ein, wie sie ihresgleichen sucht. Sie kam erst in der 
Oberliga zum Stillstand. An Stelle des Punktekontos türmte sich in 
Bielefeld damals nur der Schuldenberg auf. Und obwohl es nach der 
späteren Renaissance fast niemand mehr für möglich gehalten hätte, 
dass es jemals wieder so bedrohlich werden würde, ist nun genau das 
passiert.
Die Wahrheit kam dabei nur scheibchenweise ans Licht. Aber Häppchen 
machen auch satt, und nun sind alle, die so gern mitfiebern, sich 
freuen, feiern und jubeln wollen mit diesem Verein, wieder einmal 
restlos bedient. Die Mängelliste ist schier endlos. Es fehlt an 
Mitteln, Erfolg, Zuspruch, Identifikation, Sympathie, Image, Vision, 
Herz, Spaß, Zuversicht. An die geschmacklose Selbstzerstückelung 
anlässlich der Jahreshauptversammlung mag man lieber gar nicht mehr 
erinnern.
Klar stellt sich nun auch die Frage der Verantwortlichkeit. Wie sich 
nach und nach zeigt, hat der inzwischen für den Bielefelder 
Klassenkameraden MSV Duisburg tätige Roland Kentsch bei der Planung 
der ersten Arminia-Zweitliga-Saison nach dem Abstieg im Vorjahr eine 
rosarote Brille getragen, in der vor allem die neue Osttribüne in 
einem wunderbaren Licht erschien. Sitzt nur niemand drauf, weswegen 
es bei den voraus kalkulierten Zuschauereinnahmen in der Realität 
mächtig hapert. Auch die Sponsorengelder fließen nicht wie vom 
ehemaligen Finanzchef hochgerechnet. So viel nur zum Thema Kentsch, 
den die DFL für seine Arbeit bei der Arminia nie hoch genug loben 
konnte.
Mitgetragen hat das möglicherweise tollkühne Modell der als 
Geschäftsführer Sport ebenfalls zeichnungsberechtigte Detlev 
Dammeier. Ob trotz allem nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt 
wurde, ist den aktuell tätigen Finanzwächtern für den Augenblick 
herzlich egal. Sie sind vollauf damit beschäftigt, die Scherben 
zusammenzukehren.
An den Neuanfang zu glauben, verlangt auch dem treuesten Anhänger 
alles ab. Eine Dürreperiode steht bevor. Kentschs Nachfolger Heinz 
Anders mag das auch so sehen, er hat sich für die Abkehr vom reinen 
Tabellenstand stark gemacht und zuerst die Rückbesinnung auf den 
Stolz gefordert, der einen echten Arminen ausmacht. Der muss zunächst
eine Saison überstehen, in der ein Derbysieg gegen Paderborn auch 
keinen Trost gäbe.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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