Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Syrien
Bielefeld (ots)
Sicher ist nur eins: Das Morden geht weiter in Syrien. Niemand wird es stoppen. Auch die USA nicht. Im Gegenteil, schon vor Monaten hat US-Präsident Obama der CIA freie Bahn gegeben. Jetzt werden Millionen Dollar für die Aufständischen locker gemacht, angeblich nur für Kommunikationsinstrumente - glaubt das jemand? Wer die Geschichte der CIA kennt, bleibt skeptisch. Washington will seinen Einfluss über die Ära Assad hinaus wahren. Der Despot wird untergehen, aber niemand weiß, wie lange er sich noch halten kann. Er ist nicht allein. Moskau und Teheran halten zu ihm. Aber die Russen sind Schachspieler. Sie denken voraus. Sie brauchen eine Alternative für ihren Marinestützpunkt Tarsus, dem einzigen ihrer Mittelmeerflotte. Moskau könnte die Notlage Athens nutzen und über billige Milliardenkredite politischen Einfluss und Hafenrechte erkaufen. Gespräche laufen bereits über die slawisch-orthodoxe Schiene. Zypern hat ebenfalls schon an die Tür des Kreml geklopft. In der Nato ist man alarmiert. Der Nato-Partner Griechenland ist für die Sicherheitsarchitektur im östlichen Mittelmeer unersetzlich. In Syrien wird das wenige Vertrauen, das man zwischen Nato und Moskau seit 1989 aufbauen konnte, in wenigen Monaten zerschossen. Man fühlt sich in die Zeiten des Kalten Krieges zurückversetzt. Die UN-Mission ist krachend gescheitert, die Selbstblockade des Sicherheitsrats evident. Hinzu kommen die türkischen Ängste vor einem Kurdenstaat. Schon hat der türkische Premier Erdogan mit einer Intervention gedroht, weil die syrische Armee die Kurdengebiete im Norden Syriens verlassen hat und die Kurden bereits über befreite Städte jubeln. Krisenzeiten haben schon immer die Hoffnung der Kurden auf einen eigenen Staat belebt. Ein Eingreifen der Türken gegen die Kurden auf syrischem Boden ist möglich, die Kurden würden kämpfen, der Bürgerkrieg in Syrien wäre nicht mehr einzuhegen. Auch die Israelis zeigen sich besorgt. Sollten Islamisten in den Besitz der riesigen Bestände an chemischen Waffen kommen, dann wird Israel präventiv intervenieren. Alles andere wäre nach israelischem Verständnis Selbstaufgabe. In Tel Aviv hofft man, dass Assad als geschwächter Tyrann überlebt. Das wäre für Israel allemal besser als eine islamistische Alternative. Und der Iran? Teheran hat in Syrien und mit Assad alles zu verlieren. Seit Jahren schon bekämpfen sich in der Region Schiiten und Sunniten, in Syrien ist es zur offenen Feldschlacht gekommen. Denn die sunnitische Vormacht Saudi Arabien will genau das erreichen: Ein Schwächung Irans. So werden in Syrien derzeit gleich mehrere Stellvertreterkriege geführt. Krieg ist immer eine Niederlage der Menschheit, meinte Papst Johannes Paul II 1990 mit Blick auf den Irak-Krieg. In Syrien ist diese Niederlage erneut zu besichtigen.
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