Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Fall Mollath
Bielefeld (ots)
Nach sieben Jahren in der Psychiatrie ist Gustl Mollath frei. Hat in diesem Justizdrama mit aktenkundigen Schlampereien und Fehlern die Gerechtigkeit gesiegt? Das muss sich noch zeigen. Denn so richtig freuen kann sich der 56-Jährige kaum. Er steht vor dem Nichts. Seine Familie ist kaputt. Sein Haus wurde zwangsversteigert. Ein Ingenieur in seinem Alter hat es auf dem Arbeitsmarkt nicht leicht. Und Schadensersatz für die verlorenen Jahre wird Mollath erst nach einem erfolgreichen Wiederaufnahmeverfahren zugesprochen - wenn überhaupt. Denn nach dem Urteil des Nürnberger Landgerichts wird das Verfahren neu aufgerollt. Mollaths Ex-Frau wird als Zeugin gehört, Gutachter müssen Mollath untersuchen. Bis gestern galt er als gemeingefährlich - und jetzt nicht mehr? Der erste Prozess liegt sieben Jahre zurück. Können und wollen sich die Juristen, die damals am Verfahren beteiligt waren, an Details erinnern? Dennoch hat Mollath Glück. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer wollte zu den Landtagswahlen das Thema vom Tisch haben. Die Justizbehörden haben ihm dabei geholfen.
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