Westfalen-Blatt: zu den Managergehältern
Bielefeld (ots)
Die Leimrute ist ausgelegt. Fragt sich nur, ob die CDU/CSU daran hängenbleibt. Mit dem Gesetzentwurf zur Begrenzung von Managergehältern hat die Schulz-SPD ihrem Mantra von der »sozialen Gerechtigkeit« einen weiteren Baustein hinzugefügt. Entweder stimmt die Union auf der Zielgeraden der Legislaturperiode zähneknirschend zu, dann geht der Punkt direkt an die SPD. Oder sie lässt es, was womöglich für die Sozialdemokraten noch besser wäre, denn dann kann das Thema den gesamten Wahlkampf über ausgebreitet werden. Damit kein Missverständnis entsteht: In der Tat ist manches Gehalt eines Dax-Vorstandes obszön. So ist es überfällig, die steuerliche Abzugsfähigkeit dieser Millionenbezüge drastisch zu begrenzen. Die Steuerzahler sind nicht dafür zuständig, siebenstellige Jahresgagen indirekt mitzufinanzieren. Vieles andere in dieser Debatte jedoch folgt - wieder einmal - weit verbreiteten Empörungsritualen. Natürlich kann kein Vorstand, sei er auch noch so schlau und noch so fleißig, im Büro das 100-Fache dessen leisten, was sein Kollege am Band schafft. Was das aber für die Gehaltsdifferenz bedeutet, haben allein Aufsichtsräte und Hauptversammlungen zu entscheiden und nicht die Politik. Andernfalls müsste man sich fragen, warum das Ganze nicht auch für - sagen wir beispielsweise Fußballprofis gelten sollte. Wer über Matthias Müllers Salär mault, darf über das Gehalt eines Mario Gomez nicht schweigen. Apropos Wolfsburg: Der skandalgebeutelte VW-Konzern nimmt eine Sonderrolle ein, da das Land Niedersachsen Miteigentümer ist und SPD-Ministerpräsident Stephan Weil im Aufsichtsrat sitzt. Insofern wurde es höchste Zeit, dass hier etwas passiert, sonst wäre die SPD mit ihrem Gesetzesvorhaben ganz und gar unglaubwürdig geworden. Nicht nur der Fall Christine Hohmann-Dennhardt lässt grüßen. Trotzdem sollten wir uns nichts vormachen: Extrem hohe, ja auch viel zu hohe Gehälter, Boni und Abfindungen für einzelne Mitarbeiter wird es auch weiter geben - bei Volkswagen wie anderswo. Wo Sitte und Anstand fehlen, hat es jeder Gesetzgeber schwer. Die Politik tut also gut daran, nicht zu viel zu versprechen. Zugleich darf man sich allerdings fragen, ob es am Ende nicht bloß um Symbolpolitik geht. Angesichts der gesamtwirtschaftlichen Realitäten in unserem Land mit einem - zum Glück - überragend hohen Anteil von mittelständischen, oftmals mit voller persönlicher Haftung inhabergeführten Unternehmen machen die Dax-Vorstände eine verschwindend geringe Minderheit aus. Und was die Idee eines Malussystems angeht, wonach Manager für schlechte Leistungen sogar zahlen sollen: Man darf gespannt sein, wann Forderungen laut werden, dass das am besten auch für Politiker gelten sollte. Womit wir dann bei einer Leimrute von ganz anderer Dimension wären...
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