Westfalen-Blatt: zur Türkei
Bielefeld (ots)
Die Türkei als EU-Mitglied? Für die 84 Prozent der Deutschen ist das nach einer aktuellen Umfrage unvorstellbar. Warum dann also nicht gleich die EU-Beitrittsverhandlungen abbrechen, wie es SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz im TV-Duell mit Angela Merkel gefordert hat? Nun mal langsam. Merkels Einwand, dass dazu eine Einstimmigkeit aller EU-Staaten notwendig wäre, hat sich als stichhaltig erwiesen. Nicht nur Litauen und Finnland, auch große Länder wie Frankreich und Großbritannien haben in den vergangenen Tagen abgewunken. Zudem: Wäre es wirklich klug, diese Tür zuzuschlagen? Wer sich anschweigt, löst keine Probleme. Ein Beleg für den Nutzen der Diplomatie war der Besuch der deutschen Abgeordneten am Freitag bei den Bundeswehrsoldaten auf dem Nato-Stützpunkt Konya. Nach langem Ringen gab es beim umstrittenen Besuchsrecht eine Lösung, die für beide Seiten gesichtswahrend war. Am Ende steht die ernüchternde Erkenntnis: Die Türkei-Politik braucht einen langen Atem. Populistische Paukenschlägen schaden nur.
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