Westfalen-Blatt: Kommentar zu Schulstreiks
Bielefeld (ots)
Schüler in Deutschland gehen heute wieder für mehr Klimaschutz auf die Straße. Ihre Parolen sind drastisch und anklagend: »Wir sind hier und wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!« Dabei blüht gerade der jungen Generation eine goldene Zukunft. Nicht nur in Deutschland, weltweit haben sich die Lebensverhältnisse in den vergangenen 50 Jahren deutlich verbessert. Tendenz steigend. Obwohl die Bevölkerung auf mehr als 7,5 Milliarden Menschen angewachsen ist, sind chronische Unterernährung und Hungersnöte auf dem Rückzug - selbst in den ärmsten Ländern der Welt in Afrika. Mit besserer Ernährung steigt auch die Lebenserwartung. In den Industriestaaten wird die Bevölkerung im Durchschnitt deutlich älter als 70 Jahre. Auch in den Entwicklungsländern leben die Menschen immer länger. »Ein 1940 geborener Mensch in Äthiopien durfte erwarten, 44 Jahre alt zu werden. Heute sind es schon 61 Jahre«, schreibt der US-Wissenschaftler Steven Pinker in seinem Buch »Aufklärung jetzt«, in dem er für Vernunft, Wissenschaft sowie Fortschritt und für weniger Alarmismus wirbt. Die Kindersterblichkeit geht ebenfalls stark zurück. Starb vor 60 Jahren weltweit noch jedes fünfte Kind bei oder in den ersten Jahren nach der Geburt, ist es selbst in den ärmsten Länder der Erde heute nur noch jeder 25. Säugling. Im gleichen Zeitraum wuchs der Wohlstand rasant. Die Zahl armer Menschen nahm drastisch ab. Das Millenniumziel der Vereinten Nationen, die Armut bis 2015 weltweit halbieren zu wollen, wurde schon fünf Jahre vor der gesetzten Frist erreicht. Und die Umwelt, die den streikenden Schülern besonders am Herzen liegt? 1972 veröffentlichte der Club of Rome eine Studie mit dem Titel »Die Grenzen des Wachstums« und prognostizierte, dass die weltweiten Vorräte an Aluminium, Gold, Erdöl oder seltenen Erden ausgehen oder unbezahlbar würden. »Doch die Ressourcen weigerten sich schlicht auszugehen«, schreibt Pinker. Der Klimawandel sollte uns Sorgen machen. Natürlich blasen wir zu viel CO2 in die Atmosphäre und die selbst gesteckten Klimaschutzziele sind gefährdet. Auf dem Weg in einen unumkehrbaren Untergang ist die Menschheit nicht - auch wenn die bunten Plakate der Demonstranten die Apokalypse herbei fantasieren. Damit das Umweltbewusstsein auf dem Globus steigt, muss der Wohlstand weltweit wachsen. Studien zeigen, dass sich Gesellschaften mit zunehmendem Reichtum auch mehr Gedanken über Umweltschutz machen. Diesen Zusammenhang hat schon die ehemalige indische Ministerpräsidentin Indira Gandhi erkannt: »Armut ist der größte Umweltverschmutzer«, sagte die 1984 ermordete Politikerin. Eine Erkenntnis, die auch die demonstrierenden Schüler verinnerlichen sollten.
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