RNZ: Rhein-Neckar-Zeitung, Heidelberg, zu: Bundestag
Heidelberg (ots)
Was denn nun: Ist Deutschland im Kern gesund und stark? Oder ist es, wie die jüngsten Daten aus der Wirtschaft nahelegen, rundum angeschlagen? Kanzlerin und Vizekanzler haben gestern im Bundestag eine Vorstellung abgeliefert, die an eine psychotherapeutische Gruppensitzung erinnert: Der Patient in seiner Angst soll einerseits ausblenden, dass ihm niemand die Folgen der Krise abnehmen kann. Und deren flächenhafte Auswirkungen stehen erst noch bevor. Aber er darf sich trotzdem an das gute Gefühl gewöhnen, dass mehr Staat beruhigt. Angela Merkel hat mit dem Rettungspaket II ihre Rolle als "schwäbische Hausfrau" der deutschen Politik scheinbar kraftvoll hinter sich gelassen. Aber in Wirklichkeit ist sie eine Getriebene. Es ist nicht ihre Politik, die das Parlament verabschieden wird. Und wenn Vizekanzler Steinmeier von den neuen politischen Gestaltungszeiten redet, gibt er den Weg der kommenden Auseinandersetzung vor. Zwar kann sich das großkoalitionäre Rettungsteam nicht am Unfallort über die Maßnahmen zur Ersten Hilfe streiten. Wer das versuchte, würde vom Wähler schnell davongejagt. Aber über die langfristige Therapie, über die künftige Gesellschafts- und Finanzordnung soll der Kampf schon entschieden werden. Und da hat sich Steinmeier schon mal probehalber in die Kanzlerrolle hineingefühlt.
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