RNZ: Leben mit Schuld
Heidelberg (ots)
Von Alexander R. Wenisch Dieter Althaus ist zweifelsohne in einer schwierigen Lage. Während er sich wochenlang am Bodensee von den körperlichen Folgen seines Ski-Unfalls erholte, wurde kräftig spekuliert, wie fit er wohl noch für sein Amt sei. Der thüringische Ministerpräsident könne noch nicht einmal täglich Zeitung lesen, hieß es noch vor einigen Wochen. Daher musste der Politiker gestern bei seinem ersten Auftritt seine geistige und körperliche Fitness überbetonen. Täte er dies nicht, würde er der Opposition im Land Munition für den Wahlkampf liefern.
Denn der zweite Teil dieser verzwickten Lage lässt sich politisch schwer ausschlachten. Kann einer Ministerpräsident sein, der - gerichtlich festgestellt - Schuld trägt am Tod eines anderen Menschen?
Gestern hat sich der CDU-Politiker erstmals zu dieser Schuld bekannt, wenn auch sehr technisch und distanziert. Nur kurz, als er vom "zerbrechlichen Leben" spricht, lässt sich erahnen, wie schwer der gläubige Katholik an der persönlichen Tragödie wohl trägt. Etwas mehr dieser Nachdenklichkeit wäre sicher nicht verkehrt gewesen, um die Bürger zu überzeugen. Denn die interessieren sich meist weniger für wahltaktische Ränkespielchen, haben dafür aber ein gutes Gespür für Wahrhaftigkeit.
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