RNZ: Die Rhein-Neckar-Zeitung (Heidelberg) kommentiert den neuerlichen Störfall in Krümmel:
Heidelberg (ots)
Mit den richtigen Inhalten allein gewinnt man noch keine Wahlen. Sondern mit Emotionen. Das weiß die SPD aus eigener Erfahrung. 1998 wurde sie von der Anti-Kohl-Stimmung, einem Mix aus Zorn und Enttäuschung, an die Macht gespült. 2002 sicherte die Angst vor dem Irak-Krieg, 2005 die vor der sozialen Kälte des Leipziger CDU-Programms die Regierungsteilhabe. Wie es aussieht, stürzen sich Gabriel & Co. nun dankbar auf die Angst vor dem atomaren GAU, ein fast vergessen geglaubtes Thema. Vattenfall macht es den Sozialdemokraten aber auch leicht: Allen Versicherungen zum Trotz hat der schwedische Konzern die riskante Technik immer noch nicht im Griff. Die von der Aufsicht angeordnete Video-Überwachung war offenbar noch immer nicht in Betrieb. Die Informationspolitik hat sich allenfalls in Details verbessert - im Kern bleibt die Salami- und Beschwichtigungstaktik: Es war ja "nur" der nicht-nukleare Teil betroffen. Dass im geschlossenen Wasserkreislauf dennoch erhöhte Strahlenwerte gemessen wurden, wird den Kritikern noch neue Munition liefern. Auffällig ist die Reaktion auf Seiten der Union. Ein lautes Schweigen, durchbrochen nur von der Aussage: So lange die Meiler sicher sind, sollen sie laufen. Die Frage bleibt: Was heißt hier eigentlich sicher?
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