RNZ: Die Luft ist raus
Heidelberg (ots)
Von Klaus Welzel Fünf Stunden lang haben sie geschimpft, Frust abgelassen. Dann war es aber auch gut: Der Dresdner SPD-Parteitag hat einigermaßen gründlich mit Franz Müntefering abgerechnet und Sigmar Gabriel aufs Schild des Parteivorsitzenden gehoben. Die flotten Sprüche des Neuen, sein Witz, sein demagogisches Talent - das alles tut der gebeutelten sozialdemokratischen Seele gut. Nur muss daraus erst noch konkrete Politik werden. Und ob die Wähler die Sozialdemokraten abgestraft haben, weil Müntefering die Rente mit 67 einführte? Eher nicht. Da könnte man genauso gut behaupten, "Müntes" Privatleben, seine sehr junge Freundin - das habe vor allem weibliche Wähler abgestoßen. Nein, die richtigen Antworten wurden ja genannt. Von den Delegierten, nicht vom neuen, nicht vom alten Vorsitzenden: Die SPD hat sich in elf Jahren Regierung verschlissen. Sie hat sich von ihren Idealen verabschiedet. Und der Umgang mit dem geputschten Parteichef Kurt Beck, der ist an der Basis auch nicht vergessen. Diese Basis hat sich in Dresden Luft gemacht. Und die ist jetzt raus. Ein steiniger Weg steht bevor - bis zu dem Tag, an dem Gabriels Vision wahr werden könnte: Dass die anderen Parteien Kompromisse eingehen wollen, um wieder mit der deutschen Sozialdemokratie zu regieren. Da die neue SPD deutlich nach links rückt, dürfte die Zahl der Bewerber vorerst überschaubar bleiben.
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