Neue Presse Hannover: Homo-Ehe - Eine Minderheit als Spielball Ein Kommentar von Petra Rückerl
Hannover (ots)
Peer Steinbrück kann aufatmen. Würde die Union nach Abschaffung der Wehrpflicht, nach dem Atomausstieg und der Aussicht auf Mindestlohneinführung auch noch die Homo-Ehe mit allen Rechten einführen, könnte der SPD-Kanzlerkandidat einpacken. Aber so zeigen sich Merkel & Co. standfest, setzen sich heldenhaft als Bewahrer von "Ehe und Familie" ein - was eigentlich heißt: der "Mann- und Frau-Ehe". Homosexuelle Paare bedürfen aus Unionssicht keines besonderen Schutzes, auch nicht, wenn sie Kinder haben oder wollen. Ganz zeitgemäß ist das natürlich nicht. Und auch eher den Betonköpfen der Schwesterpartei CSU geschuldet. Denen die nicht ganz unwichtigen Fragen, was gegen die Gleichstellung von Schwulen und Lesben in der Familienpolitik spricht und was den Hetero-Paaren damit weggenommen würde, schlichtweg wurscht sind. Hauptsache, es passiert nicht. Und wenn es irgendwann doch passiert, weil die Bundesverfassungsrichter mal wieder Recht gesprochen haben werden, dann schimpft man eben auf die roten Roben in Karlsruhe. Die stramm-konservative schwulenfeindliche Minderheit in der Union macht die schwul-lesbische Minderheit in der Gesellschaft zum Spielball im Wahlkampf - einen Koalitionsbruch kann Kanzlerin Merkel sich gerade nicht leisten. Und auch die ums Überleben kämpfende FDP wird das Bündnis nicht für die Rechte einiger Schwuler platzen lassen. Bleibt es Rot-Grün überlassen, die Wahlen zu gewinnen und die Familienpolitik der gesellschaftlichen Realität anzupassen. Und das ist ja fast eine Chance für Peer Steinbrück.
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