Das Erste: Weltspiegel - Auslandskorrespondenten berichten Am Sonntag, 13. August 2017, 19:30 Uhr vom SWR im Ersten
München (ots)
Moderation: Ute Brucker
Geplante Themen:
Mittelmeer: Flüchtlinge, Retter, Schlepper "Mittelmeer" - das klingt selbst zur Urlaubszeit nicht mehr nach Sonne, Strand und Meer. Es klingt nach Politik - nach Versagen von Politik und nach Chaos. Kein Tag ohne Meldungen zu gestrandeten oder toten Flüchtlingen. Schlepper, die vorwiegend von Libyen aus Tausende Menschen in klapprigen Booten aufs Meer schicken. Hilfsorganisationen, die oft nicht helfen können und selbst ins Visier der italienischen Justiz geraten. Die Europäische Union, die kein Konzept entwickelt, wie mit der Flüchtlingswelle umgegangen werden kann. Italien, das sich von seinen Nachbarn allein gelassen fühlt. Und Libyen selbst, in dem Lager für Flüchtlinge Brutstätten der Gewalt sind. Folter, Vergewaltigung und Zwangsarbeit gehören dort - so berichtet eine Hilfsorganisation - zum Alltag. Ein Bericht von Alexander Stein (SWR) Dazu ein Gespräch mit Gerald Knaus vom Berliner Thinktank "European Stability Initiative" (ESI) Brasilien: Zwangsarbeit für VW? Jahrelang haben sie Wald gerodet, um Volkswagen einen Traum zu erfüllen: den Aufbau einer gigantischen Rinderfarm. Wenn José Liborio und José Pereira heute darüber sprechen, steigen ihnen Tränen in die Augen. "Kein Mensch sollte so etwas erleben müssen. Nicht einmal ein Tier darf man so behandeln. So vollkommen unmenschlich." 1973, zur Zeit der Militärdiktatur in Brasilien, beschloss das brasilianische Tochterunternehmen des deutschen Autobauers VW den Einstieg in das Fleischgeschäft. 140 tausend Hektar Wald wurden gekauft. Ein Teil sollte gerodet werden, um eine Rinderfarm zu gründen. Über Arbeitsvermittler wurden Leiharbeiter angeheuert. Es entwickelte sich offenbar ein System der Schuldknechtschaft - im Wissen des Managements der VW-Farm. Viele Arbeiter schildern, dass ihnen entgegen der Absprachen Transport und Unter-halt berechnet wurden. Zur Abarbeitung dieser "Schulden" wurden sie zur Rodung gezwungen. Wer sich beschwerte oder fliehen wollte, wurde offenbar misshandelt und massiv bedroht. Es gibt Aussagen von ehemaligen Leiharbeitern, die berichten, dass auf Fliehende auch geschossen wurde. Es soll sogar Tote gegeben haben. Jetzt fordern ehemalige Arbeiter Entschädigungen von VW. Eine exklusive Recherche von Stefanie Dodt (NDR/SWR) Nepal: Honigjäger in der Steilwand "Die Honigjagd ist doch ein Fluch! Anstrengend und nicht gut bezahlt. Aber es ist mein Karma. Ich büße für die Sünden in meinem vorherigen Leben." Schon lange sucht Maila Pakharin einen Nachfolger. Er findet aber niemand. Zu gefährlich ist sein Beruf. Die Honigjagd im Himalaya hat eine lange Tradition und sie wird nur von den Mutigsten ausgeübt. In steil abfallenden Felswänden bauen Wildbienen ihre riesigen Waben. Um das "Flüssige Gold der Berge" zu ernten, müssen die Jäger schwindelfrei sein und sich manchmal 100 Meter tief abseilen oder über selbstgebaute Bambusleitern absteigen. Und wenn sie Pech haben, werden sie in Felsklippen von Bienenschwärmen angegriffen. Im Himalaya sind Wildbienen besonders groß, ihre Stiche extrem schmerzhaft. Fünf Euro für einen Liter geernteten Honig bekommt der Jäger. 50 Euro gibt es pro Liter im benachbarten China. Dort gilt der Stoff als Wunderdroge. Eine Reportage von Markus Spieker, ARD-Studio Neu Delhi Kolumbien: Rasende Mechaniker Es geht immer abwärts und immer knapp überm Asphalt. Spaß macht es auch - aber es ist vor allem Arbeit. Raul Martínez ist Automechaniker und er benutzt eine selbstgebaute Seifenkiste für seine Einsätze. Die verbraucht kein Benzin. Dafür muss er auch keine Steuern zahlen. Rauls Arbeitsplatz: eine der höchsten Passstraßen Kolumbiens - "La Linea" genannt. Sie ist so etwas wie die wirtschaftliche Schlagader des Landes. Immer wenn ein Lastwagen mit einer Panne in den engen Kurven liegenbleibt, macht sich Raul auf den Weg. In seiner Rumpelkiste rast er von 3.400 Meter Höhe den Berg hinunter zum havarierten Lkw. Ist der Job erledigt, lässt er sich in seinem Gefährt an einem Seil wieder den Berg hochziehen. Balineros werden die fliegenden Automechaniker genannt. Bald, so klagen sie, wird es ihren Beruf nicht mehr geben. Die Regierung lässt einen 16 Kilometer langen Tunnel durch den Berg schlagen. Dann werden die Arbeitskraft von Raul und seine Seifenkiste nicht mehr gebraucht. Eine Reportage von Matthias Ebert (ARD-Studio Mexiko)
Redaktion: Stefan Rocker
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