Jens Lehmann im Sat.1-Interview: Wir können in dieser Saison alles gewinnen./Ich träume vom Finale auf Schalke!
Berlin (ots)
Wenige Tage vor dem Topspiel FC Chelsea FC Arsenal im Viertelfinale der UEFA Champions League (24.3.2004 ab 20.15 Uhr live in Sat.1) traf Sat.1-Experte Oliver Bierhoff seinen Freund und Arsenal-Keeper Jens Lehmann in London zum ausführlichen Gespräch.
Oliver Bierhoff: Arsenal zählt zu den Favoriten in der UCL, weil ihr die letzten Spiele alle gewonnen habt. Siehst Du das auch so?
Jens Lehmann: Uns als Favorit zu bezeichnen, halte ich für fehl am Platz. Arsenal ist in den letzten Jahren nie über das Viertelfinale hinausgekommen. Wir wollen gegen Chelsea gewinnen, das wird schwer genug. Sie haben in dieser Saison dreimal gegen uns verloren, und die Wahrscheinlichkeit, dass sie noch ein viertes und fünftes Mal gegen uns verlieren, ist nicht so hoch. Wenn wir das Halbfinale erreichen sollten, gucken wir weiter.
Bierhoff: Hättest Du dem Team am Anfang der Saison zugetraut, so dominant zu sein?
Lehmann: Unser Ziel ist die Meisterschaft. Die Champions League stand anfangs gar nicht so hoch auf dem Plan.Außerdem wurden wir anfangs in der Champions League abgeschrieben,weil wir im November nur einen Punkt hatten. Unter Druck haben wir dann die richtigen Ergebnisse erzielt. Wir können in dieser Saison alles gewinnen, aber wir haben auch das Beispiel Bayer Leverkusen vor Augen, die vor zwei Jahren so hervorragend standen und dann leider nichts gewonnen haben.
Bierhoff: Jeder spricht von Arsenal. Was sind die Hauptstärken des Teams?
Lehmann: Die Mannschaft ist sehr eingespielt. Die meisten spielen vier, fünf Jahre zusammen, kennen ihre Laufwege. Die Spielgeschwindigkeit und die Ballsicherheit sind sehr hoch.
Bierhoff: Du hast in 28 Spielen nur 18 Tore kassiert. Bist Du selbst noch stärker geworden oder ist das ein Verdienst der guten Abwehr?
Lehmann: Die Abwehr funktioniert jetzt hervorragend, die Viererkette ist gut aufeinander abgestimmt. Ich hatte das Glück, zum Ende meiner Laufbahn zu diesem Verein zu wechseln und bislang läuft es sehr gut.
Bierhoff: Was ist für Dich das Besondere daran, in England zu spielen?
Lehmann: Die Zuschauer hier lieben das Spiel mehr. Und sie haben mehr Respekt vor den Spielern. In Deutschland ist es häufig so: Wenn man mal schlechte Leistungen bringt, kommt man mit seinem Bus nicht mehr aus dem Stadion raus, wird man von den eigenen Fans blockiert und beschimpft. Die Stadien in Deutschland sind zwar schöner und komfortabler, dafür sitzen die Fans hier näher am Spielfeld und diese alte Bauweise der Stadien und diese Enge machen die besondere Atmosphäre aus.
Bierhoff: Welche Schwächen und Probleme hat Arsenal?
Lehmann: In den kommenden drei Wochen spielen wir hintereinander zweimal gegen Chelsea und zweimal gegen Manchester United. Danach geht es gegen Liverpool und zwei Tage später gegen Newcastle. Das sind sechs schwere Spiele innerhalb von 20 Tagen! Weder Chelsea noch ManU haben so ein Programm. Und bisher sind wir zum Glück von Verletzungen verschont worden. Zum anderen hatten wir in der Vergangenheit Probleme in der Verteidigung, weil dort mit Sol Campbell nur ein gelernter Verteidiger spielt. In der Defensive können wir sicher noch einiges verbessern, aber wir sind auf einem guten Weg.
Bierhoff: Auf wen bei Chelsea müsst Ihr besonders achten?
Lehmann: Lampard hat einen sehr guten Schuss aus der zweiten Reihe und hat so viele Tore gemacht. Chelsea hat mit Crespo, Gudjohnson und Hasselbaink auch gute Stürmer, wobei Thierry Henry noch einen Tick besser ist. Im Mittelfeld haben wir mit Vieira einen Weltklassemann, der wahrscheinlich auf seiner Position der Beste der Welt ist. Chelsea hat Makelele, der nach seinem Wechsel von Real noch nicht so zurecht kommt, wie erhofft.
Bierhoff: Ein Traumfinale für Dich wäre sicherlich gegen AC Mailand auf Schalke...
Lehmann: Davon träume ich natürlich. Aber bis dahin haben noch ein großes Programm vor uns, und ich wäre schon froh, wenn wir jetzt erst mal Chelsea schlagen würden.
Bierhoff: Zu Deiner Zukunft in der Nationalmannschaft: Kann Dir Dein Erfolg mit Chelsea doch noch zum Stammplatz verhelfen oder bleibt Oliver Kahn die Nummer eins?
Lehmann: Rudi Völler hat mir letzte Woche gesagt, dass er an der momentanen Rangfolge nichts ändern will, es sei denn, einer von uns spielt überragend und der andere schwach. Ich würde mich zunächst freuen, wenn ich mit Arsenal etwas gewinnen würde und denke weniger daran, was mir das für der Nationalmannschaft bringen könnte.
Bierhoff: Denkst Du auch schon über Dein Vertragsende in zweieinhalb Jahren hinaus?
Lehmann: Bislang wollte ich danach aufhören. Wenn es mir aber weiterhin so gut gefällt wie jetzt hier und ich bin noch fit genug, kann ich mir vorstellen, vielleicht noch ein oder zwei Jahre länger zu spielen hier oder in der Bundesliga. Wäre doch reizvoll, nach der WM in den schönen Stadien...
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