Kölnische Rundschau: Kommentar Merkel/Israel
Köln (ots)
Zusagen
SANDRO SCHMIDT zu Merkels Knesset-Rede
Bundeskanzlerin Angela Mer kel hat vor der Knesset an ders als etwa Bundespräsident Johannes Rau im Jahr 2000 keine emotionale, bewegende Rede gehalten, sondern eine eher von der Ratio geprägte. In weiten Teilen beschäftigte sie sich mit Tagespolitik. Das mag daran liegen, dass sie nicht mehr als Zeitzeuge den Zivilisa tionsbruch in Nazi-Deutsch land erlebt hat. Auch deswegen geriet wohl das Anliegen, die Erinnerung über den Generati onswechsel hinweg wachzuhal ten, zum wichtigen Thema. Da bei gelangen ihr einige bemer kenswerte Sätze. "Menschlich keit erwächst aus der Verant wortung für die Vergangen heit." Und: "Erinnern muss sich immer neu bewähren. Aus Ge danken müssen Worte werden und aus Worten Taten."
Ungeahnte Konsequenzen könnten - zu Ende gedacht - aus solchen Bemerkungen fol gen, nimmt man die prekäre Si cherheitslage Israels und das von beiden Seiten angeschnit tene Thema der Bedrohung durch den Iran. Dass die Exis tenz Israels zur deutschen Staatsdoktrin gehört, haben bereits Kanzler und Bundesprä sidenten vor Merkel stets be tont. Dass "die Sicherheit Isra els für mich als deutsche Bun deskanzlerin nie verhandelbar" ist, deutet ein viel weiter rei chendes Verständnis an.
Angela Merkel hat sich, wie es sich vor der Volksvertre tung des jüdischen Staates ge bührt, vor den Opfern der Shoa verneigt und ihrer Scham über die moralische Katastrophe in der deutschen Geschichte Aus druck verliehen. Darüber hi naus aber hat sie während ihrer Visite die Bundesrepublik bündnispolitisch viel näher und einseitiger an die Seite Israels gerückt als je ein Kanzler zuvor.
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