Kölnische Rundschau: Kölnische Rundschau Kommentar zum politischen Aschermittwoch
Köln (ots)
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NORBERT WALLET, Berlin,zum politischen Aschermittwoch
Der Aschermittwoch ist auch nicht mehr das, was er mal war. Die schweiß- und bier dunstgetränkten Ansprachen eines Franz Josef Strauß, ir gendwo zwischen Verkündi gung und Jahrmarktsgaukelei, atmeten einst unverfälschte Originalität. Danach ist der po litische Aschermittwoch unter die Epigonen gefallen, die zu Hause mühevoll an scheinbar spontanen Sprachspielen fei len, die an die rhetorischen Eruptionen des Vorbildes nicht im Mindesten heran reichen.
In diesem Jahr fällt das Fazit besonders trostlos aus. Das hat sachliche und taktische Grün de. Grüne und FDP haben das dringende Bedürfnis, wieder mitregieren zu können, und meiden bis zum Wahlabend möglichst jede Festlegung.
Bloß offen und flexibel bleiben, nichts ausschließen, keine pro grammatischen Hürden auf bauen - sonst schnappt die Yp silanti-Falle zu und man müsste im Falle des Falles an eigenen Festlegungen ersticken. Wer so auf Halten spielt, kann keine Volley-Schüsse im Netz des Gegners versenken.
In der SPD wiederum hat Par teichef Müntefering die Losung ausgegeben, die Partei als staatstragend und grundzuver lässig darzustellen, was einen wohltuenden Gegensatz zur im Moment nach Orientierung su chenden Union entstehen las sen soll. Wer sich aber so als Stabilisator der Regierung ge riert, kann nicht gleichzeitig mit heftigen Angriffen auf den ungeliebten Koalitionspartner vom Leder ziehen.
Aber auch jenseits der Taktik ist das keine Zeit der großen Wor te. Krisenzeit ist und keiner hat fertige Rezepte, die er ins Feld und den rhetorischen Kampf führen kann. Zumal niemand weiß, ob die Rezepte auch noch in wenigen Wochen zu verteidi gen wären. Also bleibt auch für die Kanzlerin, ja selbst für den CSU-Vorsitzenden Horst See hofer, nur ein Lavieren, besten falls ein Posieren in der Rolle der Besonnenen, die zwischen extremen Positionen die Mitte halten.
Nur lässt sich so keine zünfti ge Bierzeltrede halten. Und deshalb hätte man (auch) in diesem Jahr auf den politi schen Aschermittwoch verzich ten können.
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