Kölnische Rundschau: zu Mordfall Claudia Ruf/DNA-Massentest/Strafprozessordnung
Köln (ots)
Notwendige Zumutung
Raimund Neuß zum DNA-Reihentest im Fall Claudia Ruf
Polizei und Staatsanwaltschaft haben sich im Mordfall Claudia Ruf zu einem dramatischen Schritt entschlossen. Bei einer neuen - der dritten - DNA-Reihenuntersuchung soll nicht nur geklärt werden, ob das genetische Profil eines der getesteten bis zu 1600 Männer zu den Spuren passt, sondern es werden auch mögliche Verwandtschaftsverhältnisse geprüft. Könnte der Täter Sohn, Vater, Bruder des Probanden sein? Möglich ist das seit einer öffentlich kaum wahrgenommenen Änderung der Strafprozessordnung im Jahre 2017. Natürlich ist der Test freiwillig. Aber ist jedem Betroffenen klar, was seine Zustimmung für seine Familie bedeuten kann? Und wird sich irgendein Mann in Hemmerden dem sozialen Druck zur Teilnahme entziehen können? Und während gerade die 2017 geschaffenen Möglichkeiten erprobt werden, bereitet die große Koalition die nächste Ausweitung vor. Nun soll auch das Aussehen von Verdächtigen ermittelt werden. Geht das alles nicht zu weit? So verständlich diese Einwände sind, so wichtig ist die Frage nach der Alternative. Sollen sich Gerichtsmediziner und Genetiker blind stellen? Soll die Polizei die Informationen verwerfen, die ihr in Gestalt von genetischen Spuren ja vorliegen? Wäre auch nur einer der Kritiker bereit, dem Vater von Claudia Ruf persönlich zu erklären, warum diese Möglichkeit nicht genutzt werden soll, den Mord an seiner Tochter endlich aufzuklären? Die Reihenuntersuchung ist für die Betroffenen eine schwere Belastung. Dennoch ist sie - auch in ihrer erweiterten Form - richtig. Dass Polizei und Justiz alle Regeln das Datenschutzes einhalten, haben sie bewiesen: Die Daten früherer DNA-Tests sind nicht mehr da. Sie wurden wie vorgesehen gelöscht. Auf dieses rechtsstaatlich einwandfreie Verhalten dürfen die Untersuchten auch diesmal vertrauen.
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